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- Altersglück statt Rentenlücke
- Spätestens ab 35 sollten Frauen privat fürs Alter vorsorgen.
- Sorge um Verluste und Wissenslücken halten Frauen bei der Kapitalanlage zurück.
- Ohne private Vorsorge bekommen Frauen ein Viertel weniger Rente als Männer.
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Eine Frage an die Frauen unter Ihnen: Hätten Sie 77 Euro im Monat übrig? Es wäre für einen guten Zweck – nämlich für Ihre private Altersvorsorge. Machen Sie sich dieses monatliche Investment zur Gewohnheit, wenn Sie Ihren 40. Geburtstag feiern. Dann haben Sie gute Chancen, Ihre Rentenlücke zu schließen. Die entsteht, wenn sie ein paar Jahre nicht oder nicht voll in die staatliche Rentenkasse eingezahlt haben – etwa, weil Sie in Teilzeit oder gar nicht berufstätig waren. Finanzmarktforscher der Universitäten Mannheim und Tilburg haben errechnet, dass dazu im Schnitt bereits 77 Euro monatlich reichen können, bei einer angenommen Jahresrendite von drei Prozent und im Schnitt 1,5 Prozent Inflation.[1]
Nur jede achte Frau investiert am Finanzmarkt
Die Rechnung geht allerdings nur auf, wenn sich das angelegte Geld am Kapitalmarkt, zum Beispiel über einen Aktiensparplan, deutlich vermehren kann. Doch ausgerechnet bei Finanzanlagen dieser Art haben Frauen großen Aufholbedarf. Seit langem hinken sie dem anderen Geschlecht weit hinterher, wenn es um Finanzmarktinvestitionen geht. Das Phänomen ist gut dokumentiert. So hat die Gesellschaft für Konsumforschung etwa in einer Umfrage ermittelt, dass nur knapp jede achte Frau am Kapitalmarkt investiert.[2]
Ab dem 40. Geburtstag 77 Euro im Monat anlegen kann die Lücke bei der Rente schließen.
Frauen verspüren ein Wissensdefizit in Kapitalmarktfragen
Was könnten die Gründe für die Zurückhaltung weiblicher Privatanleger sein? Vielleicht die Selbsteinschätzung vieler Frauen, dass ihnen ausreichend Wissen für die Kapitalanlage fehle und sie sich deshalb von Haus aus weniger um Rendite, Risiko und Rentenlücke kümmern. Darauf lässt eine Studie von Forschern der Frankfurt School of Finance and Management und der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Auftrag der Deutschen Börse schließen.[3] Während 71 Prozent der befragten Frauen diesen Punkt als Grund für ihre geringe Aktienmarktteilnahme nannten, waren es bei den Männern nur 57 Prozent.
Nur etwa halb so viele Frauen wie Männer besitzen Aktien, ETFs oder Fonds.
Männer gehen stärker am Finanzmarkt ins Risiko als Frauen
Ein weiterer wesentlicher Auslöser könnte sein, dass Mann und Frau Risiko unterschiedlich empfinden. Immerhin geben in derselben Umfrage 70 Prozent der Frauen „Nervosität bei selbst kleinen Verlusten“ als Grund für ihr geringes Engagement am Aktienmarkt an, wogegen nur etwa die Hälfte der Männer eine ähnlich ausgeprägte Aversion gegen Risiko verspürt.
Für diese Tatsache könnte zudem sprechen, dass weibliche Privatanleger, wenn sie denn investieren, das Risiko stärker streuen als Männer. Sie setzen nämlich erwiesenermaßen eher auf Fonds als auf Einzelwerte im Portfolio. So lag beispielsweise in einer Studie der Fondsanteil in den Frauendepots 2019 bei einem Viertel gegenüber nur 18 Prozent bei den Männern.[4] Überhaupt besaßen nach einer Übersicht des Deutschen Aktieninstituts 2020 nur 1,6 Millionen Frauen in Deutschland Aktien, während 3,8 Millionen Männer Besitzer von Dividendentiteln waren. Ähnlich unausgewogen sind die Besitzverhältnisse bei ETFs und Fonds.[5]
Ach Schatz, mach‘ du das doch mit den Finanzen!
Auch scheint in vielen Partnerschaften ein tradiertes Rollenverständnis der Grund für die weibliche Kapitalmarktscheu zu sein. In einer TNS-Emnid-Umfrage antwortete jede dritte Frau kürzlich, dass sie die Verantwortung für dieses Thema an ihren Partner abgegeben habe.[6] Doch parallel zeigen Studien auch, dass sich das Rollenbild von Frauen zuletzt stark gewandelt hat. Berufstätig zu sein – damit dürfte auch die Verantwortung für die eigenen Vermögensangelegenheiten steigen – kommt immer mehr in Mode.[7]
Der Schließung der Rentenlücke käme diese Entwicklung entgegen. Denn bis zum Alter von 35 Jahren gibt es bei den gesetzlichen Rentenansprüchen von Männern und Frauen bislang keine großen Unterschiede. Doch dann tut sich die Schere auf. Berechnungen zeigen, dass Frauen in Deutschland im Vergleich zu Männern bei Renteneintritt aktuell ein Viertel weniger Altersbezüge bekommen. Da kann der Kapitalmarkt aushelfen. Denn schließlich zeigen Untersuchungen auch dies: Frauen sind im Schnitt die renditestärkeren Anlegerinnen. Mit 24,1 Prozent gemitteltem Portfolioertrag stellten sie zum Beispiel 2019 die Männer in den Schatten.[8]