Zugegeben, es ist ein Thema, mit dem sich wohl nur die Wenigsten mit wirklicher Freude beschäftigen: die Altersvorsorge. Das mag daran liegen, dass die Zeit über die nachgedacht werden soll, entweder noch weit in der Zukunft liegt  oder es sich gefühlt individuell schon nicht mehr lohnt. So schwanken viele beim Thema Altersvorsorge zwischen der Sorglosigkeit noch reichlich Gelegenheit zu haben und einem resignierten „Verpasst“.

Hinzu kommt die Unkalkulierbarkeit künftiger Ereignisse. Wie wandelt sich die Arbeitswelt? Was ist mit der Gesundheit? Wie sieht es mit der Familiengründung aus? Und ja, dann ist da noch die Undurchschaubarkeit der Finanzmärkte. Allein in den vergangenen zehn Jahren befanden sie sich immer wieder im Krisenmodus. Das Immobiliendebakel in den USA. Die wirtschaftlichen Probleme in der Eurozone. Der rigorose Kurs der Notenbanken: Sie senkten die Zinsen auf null oder sogar darunter. Noch vor ein paar Jahren wäre das ein skurriler Gedanke gewesen. Negative Zinsen? Geld dafür bezahlen, dass es eine Bank in Verwahrung nimmt? Undenkbar. Doch auch das ist Realität geworden, wenn auch nicht für Privatleute.

Es gibt keinen falschen Moment, mit dem Sparen zu beginnen

Handeln also die meisten genau richtig, indem sie die finanzielle Altersvorsorge weit von sich schieben? Nein. So komplex die Thematik ist, so einfach können Lösungen dafür sein. Die wichtigste Regel beim Sparen lautet: anfangen, egal wann (fast). Es gibt keinen richtigen und falschen Moment mit dem Sparen zu beginnen. Als Faustformel gilt lediglich: je länger der Sparzeitraum, desto besser, weil dann ein Zinseszinseffekt eher zum Tragen kommt und auch zeitweilige Verluste, etwa am Aktienmarkt, wieder wettgemacht werden können.

Kostspielig ist es gar nicht zu sparen – beziehungsweise zu investieren – oder ein Rein und Raus an den Aktienmärkten. Es gilt der uralte Börsenhändlerspruch: Wer nicht dabei ist, wenn es runter geht, ist auch nicht dabei, wenn es nach oben geht. Will heißen: Aus Furcht vor zeitweiligen Verlusten, verpassen Anleger oft lange und ertragreiche Aufwärtsbewegungen, worunter die Durchschnittsrendite erheblich leidet. Dabei sind die Möglichkeiten zu sparen und zu investieren heute sehr vielfältig. Sparen war noch nie so einfach.

Nullzins und Sparen

Anleger sollten vor allem auf eine gesunde Mischung achten – die zweitwichtigste Spar-Regel: Investments streuen, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Auch wenn es früher ausreichte, sich ein paar Bundesschatzbriefe ins Depot zu legen, wird ein Anleger heute mit staatlichen Schuldpapieren nicht mehr für das Alter vorsorgen können – dafür sind die Zinsen derzeit einfach zu niedrig. Aktien-Investments sind inzwischen Pflicht und nicht nur Kür.

Warum Aktien?

Aktien können Anlegern Verluste bescheren. Keine Frage. Aber sie bieten eben auch die Chance auf Kurssteigerungen und Dividenden, die über lange Zeiträume einen wesentlichen Teil der Wertentwicklung ausmachen können. So zeigen wissenschaftliche Studien, dass bei einer regelmäßigen Anlage das Risiko einen Verlust zu erleiden nach 18 Jahren und bei einer Einmalanlage nach 23 Jahren nahezu bei null lag1. Beim Deutschen Aktienindex (Dax), einem sogenannten Performanceindex, bei dem die Dividenden eingerechnet werden, lag die Verlustgefahr schon nach zehn Jahren nahe null. Das zeigt: Wer Aktien über einen längeren Zeitraum kontinuierlich kauft, beispielsweise über einen Sparplan in einen Aktienfonds, ging keine unkalkulierbaren Risiken ein. Im Gegenteil: Er  wahrte gleichzeitig die Chance auf stattliche Renditen. Im Mix mit Anleihen und vielleicht auch einem Immobilienanteil ist das schon eine ziemlich sinnvolle Altersvorsorge.

Quelle: Richard Stehle und Manfred H. Schmidt, Credit and Capital Markets, 2015, Ausgabe 48, Heft 3.

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