Dass die Zinsen im Keller sind, und nach aller Voraussicht dort wohl auch erstmal bleiben werden, ist hinlänglich bekannt. Relativ neu ist allerdings, dass die Zinsen und Erträge aus Bankeinlagen, Wertpapieren und Ansprüchen gegenüber Versicherungen im Durchschnitt nicht mehr ausreichen, um die Inflation auszugleichen.
Deutsche Sparer verlieren Geld
Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Bundesbank im August. Die durchschnittliche Rendite, die private Haushalte in Deutschland im Schnitt mit ihren Sparvermögen erzielen konnten, sank im ersten Quartal 2018 erstmals seit sechs Jahren auf -0,8 Prozent [1].
Negative Rendite für deutsche Privatanleger
Die reale Gesamtrendite, die private Haushalte in Deutschland in ihrer Gesamtheit erzielten, fiel Anfang 2018 mit -0,8 Prozent erstmals seit sechs Jahren wieder negativ aus.
Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht August, 17. August 2018
Das ist umso bemerkenswerter, da die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen in Deutschland mit zuletzt knapp zwei Prozent [2] weiterhin ausgesprochen niedrig ausfällt.
Als Hauptgrund für die neuerdings negativen Realrenditen der deutschen Sparer macht die Bundesbank die Fokussierung auf traditionell beliebte Anlageprodukte verantwortlich: Tagesgeldkonten, Sparbücher und vermeintlich sichere festverzinsliche Wertpapiere.[1]
Ungünstiger Vermögensmix
„Bankeinlagen machen mit etwa 40 Prozent den größten Portfolioanteil aus. Ihre realen Renditen liegen seit Ende 2016 so tief im negativen Bereich wie nie zuvor seit 1991“, [1] schreiben die Experten der Bundesbank in ihrer Analyse. Seit Anfang 2017 sei zudem die reale Rendite von Versicherungsansprüchen, wie zum Beispiel aus Lebensversicherungen, auf ein besonders niedriges Niveau gesunken.[1]
Dank der schwachen Entwicklung der Börsen zum Jahresstart konnten auch Aktien, die mit knapp sieben Prozent lediglich einen relativ kleinen Anteil am deutschen Durchschnittsportfolio ausmachen die Gesamtrendite nicht ins Plus heben. [1]
Aufteilung privater Geldvermögen in Deutschland
Bankeinlagen haben nach den Daten der Bundesbank in Deutschland mit rund 40 Prozent traditionell den höchsten Anteil an den Ersparnissen.
Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht August, 17. August 2018
Nachteile für die private Altersvorsorge
Die Zahlen der Bundesbank zeigen, dass die Deutschen mit vermeintlich sicheren festverzinslichen Anlageprodukten aktuell kaum noch Chancen haben, die in den vergangenen Monaten um die Zwei-Prozent-Marke liegende Inflation auszugleichen. In absehbarer Zukunft wird sich an dieser misslichen Situation wohl nichts ändern – es sei denn, die Deutschen passen ihre Anlagestrategie an.
Die Experten der DWS gehen davon aus, dass sich an der relativ niedrigen Inflationsrate zumindest mittelfristig nicht viel ändern wird, allerdings dürften damit auch die Zinsen auf einem niedrigen Niveau verharren.[3] Die DWS-Experten sehen die Inflationsrate in der Eurozone in einem Jahr bei 1,7 Prozent – und damit weiterhin deutlich oberhalb der Rendite vieler festverzinslicher Wertpapiere und Sparbücher. Selbst Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit bringen nach DWS-Schätzung im kommenden Sommer nur ein Prozent Rendite.[3])
Anleger, die einen wirkungsvollen Vermögensaufbau erreichen wollen, kommen nicht daran vorbei, ihre Ersparnisse größeren Schwankungen auszusetzen. Doch dies fällt vielen Menschen schwer. Selbst im anhaltenden Niedrigzinsumfeld sei bei den privaten Haushalten keine umfassenden Portfolioumschichtungen zu beobachten [disclaimer:Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht August, 17. August 2018]], stellt die Bundesbank fest.
Dabei wäre es höchste Zeit zu handeln. Denn negative reale Renditen können insbesondere beim langfristigen Vermögensaufbau, wie zum Beispiel bei der privaten Altersvorsorge, schnell zu einem schleichenden Wertverlust führen.
Höhere Rendite gleich höheres Risiko?
Auch wenn die realen Renditen von Aktienanlagen im Vermögensmix der deutschen Anleger mit Abstand die größten Schwankungen aufweisen, so erreichen sie zumindest nach den Erfahrungen der Vergangenheit bei einer langfristigen Anlage in der Regel auch nach Abzug der Inflation attraktive Renditen.
Ein sinnvoller Baustein zum langfristigen Vermögensaufbau können daher beispielsweise Fondssparpläne sein, bei denen Anleger regelmäßig kleinere Beträge investieren. Durch diesen Spar-Prozess verlieren die durchaus spürbaren aber oft nur kurzfristigen Kurschwankungen der Aktienmärkte viel von ihrem Schrecken.
Untersuchungen des Deutschen Aktieninstituts belegen zum Beispiel, dass Anleger mit den Wertpapieren des Deutschen Aktienindex Dax in der Vergangenheit bei einer Spardauer von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von neun Prozent pro Jahr erzielen konnten. Im schlechtesten Fall lag die jährliche Rendite bei 4,7 Prozent, im besten bei 16,1 Prozent. [disclaimer:Quelle: Deutsches Aktieninstitut, DAX-Rendite-Dreieck für die monatliche Geldanlage, Juni 2018]] In jedem Fall lagen die Renditen damit deutlich über der Inflationsrate.