11. Okt 2024 Aktien

Aktienmarkt-Rally in China: Trendwende oder doch nur ein Strohfeuer?

Die Zentralbank in China hat das größte Konjunkturpaket seit der Corona-Pandemie geschnürt: Können die geplanten geldpolitischen Maßnahmen der schwächelnden chinesischen Wirtschaft den nötigen Boost verleihen – und was bedeutet das für den Aktienmarkt? Was Anleger jetzt wissen sollten.

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Kein Zweifel: Chinas Wirtschaft hat Impulse dringend nötig. Die Wirtschaft im Reich der Mitte droht ihr Wachstumsziel von etwa fünf Prozent zu verfehlen. Insbesondere die Stimmungsindikatoren boten zuletzt wenig Anlass für Hoffnung: Chinas Industrieproduktion dürfte im September den fünften Monat in Folge geschrumpft sein.

Niedrigere Mindestreserve- und Refinanzierungssätze

Nun soll es ein groß angelegtes geldpolitisches Maßnahmenpaket richten, das sowohl den krisengebeutelten Immobilienmarkt unterstützen als auch den heimischen Konsum ankurbeln soll. Das am 24. September aufgelegte Paket beinhaltet unter anderem niedrigere Mindestreserve- und Refinanzierungssätze. Niedrigere Hypothekenzinsen sollen sowohl auf neue Immobilienfinanzierungen als auch auf bereits bestehende angewendet werden: „Da die Darlehensnehmer statt des ursprünglich vereinbarten Zinses den nun niedrigeren Marktzins zahlen, haben sie mehr Geld in der Tasche, das theoretisch für Konsumausgaben zur Verfügung steht“, erklärt DWS-Fondsmanager Sebastian Kahlfeld.

 

Aktienmärkte in Feierlaune

Die erste Reaktion der Aktienmärkte auf das Konjunkturpaket fiel relativ deutlich aus: Chinas lokaler Aktienmarkt CSI 300, der die großen Festlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen abbildet, verbuchte allein am Tag nach der Ankündigung ein deutliches Plus von 8,5 Prozent. Auf Monatsbasis schlägt im September ein stattliches Plus von 21,1 Prozent zu Buche. Für Kahlfeld war das jedoch keine überraschende Reaktion: „Auch in den vergangenen drei Jahren haben Konjunkturprogramm-Ankündigungen Rallys ausgelöst. In allen Fällen verlor die Marktbegeisterung jedoch bald wieder an Schwung, da es jeweils an Anschlussprogrammen mangelte“, so Kahlfeld.


Könnte es diesmal anders sein? „Die entscheidende Frage ist, ob der Konsum nennenswert anspringen wird – also, ob die Kreditnehmer das Geld tatsächlich nutzen, um damit einkaufen zu gehen oder ob sie es wie bisher auch auf die hohe Kante packen, weil sie nicht wissen, was die Zukunft bringt“, sagt Kahlfeld und ergänzt: „Wir müssen daher abwarten, ob die Maßnahmen ausreichen, um das Interesse der Verbraucher am Konsum dauerhaft wiederzubeleben. Zumal eines der Hauptprobleme, der starke Rückgang der Immobilienpreise, immer noch weitgehend ungelöst ist.“ Aktuell steuere der heimische Konsum nur rund 55 Prozent zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt bei, was deutlich zu wenig sei, so der Fondsmanager.
Auch wenn seine Skepsis gegenüber dem chinesischen Aktienmarkt mit dem neuen Konjunkturprogramm nicht gewichen ist, sagt Kahlfeld: „Wir haben unsere China-Position nach der Bekanntgabe zwar etwas erhöht, sind aber insgesamt weiterhin neutral positioniert.“ Punktuell könne der chinesische Markt aber dennoch Chancen bieten: „Zuletzt hatten wir etwa Aktien aus dem Bereich technologielastigem Konsum übergewichtet.“

 

Vergleichsweise günstige Bewertung

Der niedrigen Bewertung des Gesamtmarktes kann er jedoch durchaus etwas abgewinnen: „Wir halten den chinesischen Aktienmarkt mit Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,5 für 2025 für vergleichsweise günstig, was ein positives Neubewertungspotenzial bieten kann, solange der Marktoptimismus in Bezug auf zusätzliche Reformen nicht nachlässt.“

Fazit: Das Konjunkturpaket bietet zwar Chancen. Anleger sollten die Risiken aber dennoch im Blick behalten. Springt der Konsum nicht an und kommen keine weiteren Stimulus-Programme der Zentralregierung hinterher, dürfte es mit einem anhaltenden Aufschwung am Aktienmarkt schwer werden. Für Anleger, die die Entwicklungen am chinesischen Markt nicht permanent im Auge behalten wollen, könnte ein aktiv gemanagter und breit aufgestellter Aktienfonds daher eine gute Option sein.

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