Nachdem die Nachricht über das Comeback von Donald Trump ins Weiße Haus und die Sorge um damit verbundene Handelshemmnissen für Turbulenzen am deutschen Aktienmarkt gesorgt hatte, platzte nur wenige Stunden später die Nachricht über das Aus der Ampel-Regierung über die Börsen herein: Bundeskanzler Olaf Scholz hat Bundesfinanzminister Christian Lindner entlassen und somit das Ende der Ampelkoalition eingeläutet. Am 15. Januar will Scholz die Vertrauensfrage stellen und somit den Weg für Neuwahlen freimachen. Was heißt das für den deutschen Aktienmarkt?
Marcus Poppe, Co-Head europäische Aktien, erwartet zumindest kurzfristig keine Impulse. Sein Fazit: „Kurzfristig ist Trump wichtiger als die Aussicht auf Neuwahlen.“ Donald Trump hatte angekündigt, Produkte auf Deutschland und anderen Teilen der Welt mit Strafzöllen von zehn bis zwanzig Prozent zu belegen, was erhebliche Folgen für die exportorientierten deutsche Unternehmen nach sich ziehen würde. Es könne zwar sein, dass das Aus der Ampel-Regierung in den nächsten Tagen sogar eine gewisse Stimmungsaufhellung am deutschen Aktienmarkt zur Folge habe, erklärt Poppe. „Der globale Wirtschaftszyklus, die Entwicklung in China und die drohenden Zölle haben aktuell jedoch einen stärkeren Einfluss. Wir dürfen nicht vergessen, dass 80 Prozent der Umsätze der DAX-Unternehmen außerhalb Deutschlands erzielt werden“, so der Fondsmanager für deutsche Aktien. Auf die aktuellen Gewinnschätzungen der deutschen Unternehmen sollten die politischen Entwicklung in Deutschland daher zunächst keine Auswirkungen haben.
Und längerfristig? „Für den Fall, dass im Zuge von Neuwahlen eine wirtschaftsfreundlichere Politik eingeschlagen und wichtige Reformen für den Standort angepackt werden, könnte der deutsche Aktienmarkt gutes Potenzial haben und die Bewertung über die nächsten zwölf Monate steigen“, erklärt Poppe und fügt hinzu: „Das ist jedoch nichts, was ich für die kommenden zwei, drei Monate erwarte sondern erst dann, wenn sich inhaltlich klar abzeichnet, wohin die wirtschaftspolitische Reise gehen wird.“ Die weitere Entwicklung ist für ihn auch eine Frage des Sentiments: „Wenn Investoren merken, dass der Standort durch die richtigen politischen Weichenstellungen wieder investierbarer wird, könnte davon auch der DAX profitieren.“ Positive Effekte erhofft Poppe sich insbesondere für die Investitionsbereitschaft im Mittelstand, die zuletzt mit Blick auf die jüngste Quartalssaison extrem niedrig gewesen sei.