- Crashs an der Börse sind historisch gesehen normal und gehören dazu.
- Der deutsche Aktienleitindex Dax ist während seiner Existenz überwiegend gestiegen.
- In der Krise Ruhe zu bewahren und sie auszusitzen, sollte sich langfristig auszahlen.
Vielen Anlegern dürfte ein Blick auf den aktuellen Chart des deutschen Aktienindex Dax[1] die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat weltweit die Börsen verunsichert. Allein die Nachricht vom Beginn der Kampfhandlungen am 24. Februar 2022 löste beim Dax einen Kursrutsch um vier Prozent aus. Seither hat das deutsche Börsenbarometer immer wieder kräftig nach oben und nach unten geschwankt. Zugegeben: Da kann man schon mal nervös werden.
Wie es weitergeht, weiß derzeit niemand. Die Unsicherheit ist nach wie vor groß und entsprechend heftig kann das Auf und Ab der Kurse ausfallen.
Viele Anleger, die erst in den vergangenen Monaten die Börse für sich entdeckt haben, erleben so etwas zum ersten Mal. Statt der erhofften Kursgewinne müssen sie mitansehen, wie das angelegte Kapital dahinschrumpft. Entsprechend groß ist bei vielen die Verunsicherung: Jetzt noch aussteigen? Retten, was zu retten ist? Oder ist es dafür längst zu spät?
Angst ist kein guter Ratgeber – auch nicht bei der Geldanlage
Ein Blick in die Geschichte zeigt: Angst ist für Anleger kein guter Ratgeber. Rückschläge wie den aktuellen hat es in der Vergangenheit schon viele gegeben – sie gehören zum Börsenleben einfach dazu. Und was im ersten Moment oft katastrophal auf die Zeitgenossen wirkt, erweist sich in der Rückschau als halb so wild.
So musste der Dax in den vergangenen 40 Jahren insgesamt siebenmal einen Rücksetzer von mehr als 25 Prozent hinnehmen. Teilweise traf es die Anleger sogar heftiger als in der aktuellen Phase. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase[2] und den Terroranschlägen vom 11. September Anfang dieses Jahrtausends waren die Kurse um bis zu 73 Prozent in den Keller gerauscht. Vielen Anleger trennten sich panisch von ihren Aktien und verzeichneten teils hohe Verluste. Damals dauerte es über sieben Jahre, bis der vormalige Höchststand wieder erreicht wurde.
Crashs an der Börse sind normal und gehören zum Anlegen dazu.
DAX-Krisen – 40 Jahre im Rückblick
Börsenrücksetzer (größer -25%) nach Höchstständen & Dauer der Erholungsperioden
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
Stand: Ende Februar 2022; Quelle: DWS International GmbH, Refinitiv Datastream
Die gute Nachricht: Im Rückblick und auf lange Sicht ist selbst dieser Crash vorübergegangen – obgleich man nicht unterschlagen darf, dass viele risikobereite Anleger damals tatsächlich große Teile ihres Vermögens verloren. Doch 20 Jahre später ist das Kursgewitter der Dotcom-Krise kaum mehr als ein fernes Grummeln. Das bisherige Dax-Allzeithoch von 16.251 Punkten vom 17. November 2021 jedenfalls lag mehr als doppelt so hoch wie der Höchststand vor dem Platzen der Spekulationsblase. Hinterher ist man eben immer schlauer: Wer damals etwa einen Fonds mit Dax-Werten besaß, hätte mit genügend Zeit und Geduld selbst diese Krise einfach aussitzen können.
DAX im Wandel der Zeit
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.
Quelle: Refinitiv Datastream, DWS International GmbH; Stand: Ende Februar 2022
Ganz ähnlich verhielt es sich mit weiteren Börsenkrisen. So ging der „schwarze Montag“ am 19.10.1987, dessen Auslöser bis heute strittig ist, zwar einst in den USA als größter Börsencrash nach dem zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein. Und auch hierzulande wurde der Dax kräftig durchgeschüttelt. Doch bereits zum Jahresende stiegen die Kurse wieder deutlich an – ehe der deutsche Leitindex im August 1989 schließlich erstmals wieder einen neuen Höchststand erreichte.
Aktienanleger sollten einen langfristigen Investmenthorizont mitbringen. Dann können sie Krisen besser aussitzen.
Eine ähnliche Lehre lässt sich aus der Finanzkrise von 2007/2008 sowie der daran anschließenden europäischen Schuldenkrise ziehen. Auslöser waren damals Spekulationen am Immobilienmarkt in den USA, die zu hohen Kreditausfällen führten und letztlich das gesamte Finanzsystem in Schieflage brachten. Am 15. September 2008 meldete das zu diesem Zeitpunkt viertgrößte Investmentbankhaus Lehman Brothers Insolvenz an. Nur wenige Jahre später erschütterte die drohende Zahlungsunfähigkeit mehrerer europäischer Staaten, die in der Vergangenheit hohe Schulden angehäuft hatten, die Märkte. Aber auch diese Krise, die zu einem zwischenzeitlichen Kursrückgang um 37 Prozent führte, mündete 2013 in einen neuen Höchststand.
Langfristiges Denken zahlt sich in der Regel aus – auch an der Börse
Warum es sich lohnen kann, bei der Kapitalanlage langfristig zu denken und Krisen auszusitzen, zeigt auch ein Blick auf eine andere Statistik. Wie die Jahresergebnisse des Dax in den vergangenen 67 Jahren veranschaulichen, ging es an der Böse meistens aufwärts – nur eben nicht immer. 20 Verlustjahren standen beim Dax immerhin 47 Jahre gegenüber, die er mit Gewinnen beenden konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf ein schlechtes Jahr viele weitere folgen, ist eher gering. Deutlich geringer jedenfalls als die Chance, dass es im folgenden Jahr wieder aufwärts geht.
67 Jahre DAX - Die guten Jahre überwiegen deutlich
Gute und schlechte DAX-Jahre seit 1955
Prozentuale Veränderung des DAX in einem Jahr.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
Stand: Ende Dezember 2021; Quelle: Allianz Global Investors, DWS International GmbH, Refinitiv Datastream
Gleichwohl sind die historischen Wertentwicklungen kein verlässlicher Indikator für die künftige Kursentwicklung an den Märkten. Sie lehren uns aber eine wichtige Lektion: Angst ist in Krisenzeiten kein guter Ratgeber. Wer sich nach einem Kurssturz vorschnell von seinen Aktien trennt, realisiert Verluste, die sich später oft nur schwer zurückverdienen lassen. Häufig schaut der Anleger danach wieder steigenden Kursen hinterher und ärgert sich, dass er die Erholung verpasst hat. Wer genug Zeit mitbringt und sein Kapital kurzfristig nicht benötigt, ist deshalb in der Regel besser beraten, die Krise auszusitzen und abzuwarten, bis sich die Märkte wieder erholen. Oft geht es schneller, als man denkt.