Die Kirschblüte in Japan hat 2021 so früh eingesetzt wie seit 1.200 Jahren nicht mehr. Auch rund um den Globus sorgt der Treibhauseffekt für immer zeitiger blühende Pflanzen. Was für viele Menschen eine gute Botschaft ist, sagt doch damit der Winter ade, bedeutet für Heuschnupfenpatienten eine Schreckensnachricht. „Eine immer längere Pollensaison mit immer höheren Pollenkonzentrationen ist nur ein Beispiel dafür, dass die Erderwärmung krank machen kann“, sagt Tim Bachmann, Portfoliomanager des DWS Invest ESG Climate Tech. Mit seinem Fonds investiert er nicht nur in Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen den Klimawandel abmildern, sondern auch in Unternehmen, die zu einer Anpassung an die bereits heute eingetretenen Folgen des Treibhauseffekts beitragen. „In solche Adaptionsstrategien dürften jährlich zwischen 150 Milliarden bis 300 Milliarden Dollar fließen“, schätzt der ESG-Experte
Behandlungskosten betragen nur fünf Prozent des Arbeitsausfalls
Bereits jetzt leiden weltweit 400 Millionen bis 500 Millionen Menschen unter Heuschnupfen, in Europa reagieren fast 40 Prozent der Bevölkerung allergisch auf Pollen. Und die Lage dürfte sich weiter verschlechtern. Denn aufgrund der Erderwärmung dringen beispielsweise Pflanzen wie das Besenkraut auf den alten Kontinent vor. Reagieren dort bislang 33 Millionen Menschen auf die Pflanze, wird sich die Zahl bis 2040/50 auf 77 Millionen erhöhen. In Deutschland ist eine Zunahme von 5 Millionen auf 16 Millionen Menschen zu erwarten. Gleichzeitig hat dies eine Verlängerung der Pollensaison zur Folge.
Doch wie ökonomisch sinnvoll ist die Behandlung von Asthma und Heuschnupfen überhaupt? Den jüngsten verfügbaren Daten zufolge beliefen sich die Kosten durch den Arbeitsausfall aufgrund solcher Atemwegserkrankungen in den USA auf immerhin 20 Milliarden Dollar, in Europa lagen sie sogar bei 60 Milliarden bis 150 Milliarden Dollar. „Die Kosten für die Behandlung mit Tropfen, Tabletten und Injektionen betragen hingegen nur fünf Prozent der Kosten der Arbeitsausfälle“, sagt Bachmann. Investierbar sei eine steigende Nachfrage nach Antiallergika vor allem durch „Big Pharma“, allerdings gebe es in Europa auch auf solche Erkrankungen spezialisierte Unternehmen.
Auch tropische Krankheiten wegen der Erderwärmung auf dem Vormarsch
Der Klimawandel wird jedoch nicht nur die Ausbreitung von Pflanzen und damit die Zunahme von Pollenallergien begünstigen. Vielmehr dürfte er auch dem Vordringen von bislang regional begrenzten Erkrankungen wie dem Dengue- oder dem West-Nil-Fieber zuträglich sein.
Schätzungen zufolge werden bis 2050 etwa 400 Millionen bis 700 Millionen mehr Menschen tropischen Krankheiten ausgesetzt sein als heute, rund die Hälfte davon in Europa. Für 2080 lautet die Prognose gar eine Milliarde Menschen. „Entsprechend dürfte das Marktpotenzial für Impfstoffe gegen Tropenkrankheiten in den kommenden Jahren auf 50 Milliarden bis 125 Milliarden Dollar steigen“, so der Fondsmanager.