31. Jan. 2024 CIO Special

Nachhaltiges Wachstum durch Kreislaufwirtschaft

Weshalb der Weg zu einer CO2-neutralen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch zwingend ist, sondern auch gewinnbringend sein kann.

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Lineare Ressourcengewinnung ist ein neues Phänomen

Für unsere Urahnen war Kreislaufwirtschaft das Natürlichste der Welt, aus reiner Notwendigkeit heraus, da so gut wie jede Ressource knapp war.[1]  Der für wohlhabende Volkswirtschaf-ten typische lineare – also nicht zirkuläre – Ressourcen- verbrauch, der auf Produktion, Konsum und Entsorgung von Gütern ausgerichtet ist, hat seinen Ursprung erst im 20. Jahrhundert. Diese Linearität liegt zum Teil daran, dass bestehende Preismechanismen die sozialen und ökologischen Kosten nicht vollständig einbeziehen. CO2-Emissionen und der Klimawandel sind Beispiele hierfür. Daher versagt auch der sonst regulierende Mechanismus: Sobald ein Gut knapp wird, steigt sein Preis in der Regel, was wiederum Innovation fördert.[2] Im Moment steht es noch schlecht um die globale Kreislaufwirtschaft. Im Jahr 2023 bestehen nur sieben Prozent der gesamten in der Weltwirtschaft eingesetzten Fertigungsmaterialien aus Sekundärmaterialien, die nach dem Ende ihrer Nutzungsdauer wiederverwendet werden.[3]

Anreize verändern sich

Zum Glück erkennen immer mehr politische Entscheidungs-träger, insbesondere in Europa, die Notwendigkeit, Markt-mechanismen zu nutzen, um das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln.[4] Die Europäische Invest- mentbank (EIB) beispielsweise hat bereits Kredite in Höhe von EUR 3.4Mrd. vergeben, um Projekte im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu fördern (siehe Chart). Geschickt eingesetzt kann die Kreislaufwirtschaft ein intelligenter Weg sein, Kosten zu senken und disruptive Herausforderungen, etwa den demografischen Wandel, zu meistern.[5] So können zirkuläre Lieferketten beispielsweise vollständig erneuerbare, recycelbare oder biologisch abbaubare Materialien einführen, die in aufeinanderfolgenden Lebenszyklen verwendet werden können. Das erhöht auch die Sicherheit angesichts der zuletzt öfter auftretenden Lieferkettenstörungen. Außerdem können digitale Technologien Verbrauchern und Unternehmen helfen, ihre ungenutzten Güter zu vermieten, zu teilen, oder zu tauschen. So verändert das Product-as-a-Service-Geschäftsmodell die Anreize für die Hersteller bezüglich Langlebigkeit und Leistung der Produkte.[6]

EIB Kreditvergabe an Kreislaufwirtschaftsprojekte nach Sektor (2018-2022)

Quelle: European Investment Bank, Stand: 05/2023

Regulierung begünstigt länger haltbare Produkte

Die Verbreitung von Biodiversitätsregulierungen trägt auch dazu bei, schädliche Praktiken zu beseitigen, nachhaltigere Aktivitäten und eine umweltfreundliche Politik zu fördern. Der europäische Green New Deal[7] hat vielversprechende Möglichkeiten in Sektoren wie Fast Fashion, Mobilität und Bauwesen eröffnet. Man denke an Bekleidungsunternehmen, die in der Vergangenheit eher Mischtextilien verwendet haben, die schwer zu recyceln sind.[8]

 

Eine nachhaltige Lieferkette kann zum Gewinn beitragen

"Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten berücksichtigen, können umweltbewusste Verbraucher anziehen, was zu größerer Markentreue und damit höheren Marktanteilen führen kann. Dies verbessert nicht nur die Nachhaltigkeit der Unternehmen, sondern trägt auch zu deren Gewinnen bei", argumentiert Paul Buchwitz, Head of ESG Thematic Equity bei der DWS. Noch vor kurzem herrschte ein Flickenteppich an Vorschriften, die von Land zu Land variierten, weshalb Kreislaufwirtschaft nur selten grenzüberschreitend praktiziert wurde. Da aber globale Umweltbedenken weiter zunehmen, ist zu erwarten, dass sich regionale Normen annähern werden – häufig vermutlich in Anlehnung an die europäischen Regulationsmuster.[9]

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1. Unsere Vorfahren, mindestens bis zu den Neandertalern zurückreichend, dürften ihre Techniken zur Herstellung von Steinwerkzeugen wahrscheinlich so konzipiert, dass, wenn ein Werkzeug auf vorhersehbare Weise zerbrach, die daraus entstandenen Bruchstücke problemlos zur Herstellung anderer Werkzeuge verwendet werden konnten. Siehe beispielsweise Mithen, S. (1996) The Prehistory of the Mind: The Cognitive Origins of Art, Religion and Science; Thames & Hudson

2. Viele faszinierende Beispiele finden sich in Simon, J. (1996). The Ultimate Resource 2; Princeton University Press

3. The Circularity Gap Report 2023

4. World Bank Document - Squaring the Circle : Policies From Europe’s Circular Economy Transition

5. Manyika, J. and Woetzel, J. (2016), No Ordinary Disruption: The Four Global Forces Breaking All the Trends. PublicAffairs

6. Siehe zahlreiche Fallstudien in Lacy, P. and Rutqvist, J. (2015), Waste to Wealth: The Circular Economy Advantage. Palgrave Macmillan

7. Programm des Europäischen Parlaments, das darauf abzielt, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Wirtschaft zu verbessern

8. The Economist | Introducing a more circular economy will meet with resistance (economist.com), September 27, 2018.

9. The Economist | Battery-makers are powering a circular economy (economist.com), October 27, 2022.

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