- Angesichts der vielfältigen Krisenherde wird Risikomanagement für Anleger immer wichtiger.
- Das richtige Mischen von Anlageklassen kann die Gefahr hoher Verluste senken.
- Auch innerhalb einzelner Anlageklassen kommt der Auswahl und der Streuung eine hohe Bedeutung zu.
Es ist einer der wichtigsten Grundsätze für Investoren, den Harry Markowitz in den 50er Jahren mathematisch als erster gezeigt hatte: Wird einem Portfolio mit geringem Risiko, also etwa mit US-Staatsanleihen, eine riskantere Vermögensklasse wie Aktien hinzugefügt, dann sinkt das Gesamtrisiko des Portfolios. Der US-Finanzmarktökonom, der dafür den Nobelpreis erhielt, machte damit transparent, wie Vermögensarten, die sich bei der Wertentwicklung am Markt gegensätzlich verhalten, die Gefahr von Verlusten im Portfolio mindern können.
Mit Markowitz war das Konzept der Diversifikation für Anleger rechnerisch handhabbar geworden – es hat sich seither immer wieder neu bewährt. Bei einem Aktiencrash von 30 Prozent innerhalb weniger Tagen, wie er zu Beginn der Coronapandemie im Jahr 2020 geschah, hätten demnach Staatsanleihen, in die sich damals viele Anleger flüchteten, den harten Schlag auf die Gesamtrendite des Portfolios zumindest abgefedert.
Negativ korrelierte Vermögensarten möglichst breit streuen
Ein Portfolio gegen Krisen wie Coronapandemie oder Ukrainekrieg abzusichern, besteht in der Kunst, möglichst negativ korrelierte Anlageklassen zu mischen. Also Anlageklassen, die sich möglichst gegensätzlich entwickeln. Generell gilt dabei: Je breiter das Kapital über gegensätzlich reagierende Investments gestreut wird, umso stärker ist die Diversifikationswirkung.
Reale Marktdaten aus dem Jahr 2020 zeigen, was breite Streuung bringen kann. Rohstoffe verloren im Jahr des Ausbruchs der Pandemie im Schnitt um 30 Prozent an Wert, Anleihen aus den USA und Schwellenländern zwischen 1,1 und 3,8 Prozent, und selbst europäische Aktien beendeten 2020 mit einem Minus von 2,8 Prozent. Ein Investor, der nur in diese vier Vermögenswerte angelegt hätte, hätte also mit der Gesamtportfoliorendite ziemlich Schiffbruch erlitten. Bei einem deutlich breiteren diversifizierten Portfolio, das zahlreiche weitere Anlageklassen wie Immobilien, Wandelanleihen und asiatische Aktien enthalten hätte – letztere Vermögensklassen erzielten 2020 Wertzuwächse zwischen 11 und 23 Prozent – wäre für den Anleger immerhin noch eine Gesamtportfoliorendite von 2,4 Prozent drin gewesen.
Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und dem verschärften Inflationsanstieg hat sich gezeigt, dass es in so einer Situation sinnvoll sein kann, in die lange vernachlässigte Anlageklasse Rohstoffe zu investieren.
Breit über viele Vermögensklassen zu streuen, half Anlegern schon oftmals, eine positive Rendite zu retten.
Breit streuen hilft, die Rendite abzusichern
Laufender Favoritenwechsel 2012-2021 - Jährliche Werteentwicklung (in Euro), absteigend sortiert
Legende: Die Wertentwicklung unterschiedlicher Anlageklassen zwischen 2012 und 2021.
Aktien Europa: MSCI Europe, Aktien Asien: MSCI AC Asia, Aktien EM: MSCI Emerging Markets, Aktien Global: MSCI World, Aktien USA: S&P 500, Renten Europa: Citigroup WGBI EU All Maturities, Renten EM: JPM EMBI Global Diversified, Renten Global: JPM Global Government Bond, Renten USA: JPM GBI US Government Bond, Wandelanleihen: ML Global 300 Convertible, Rohstoffe: S&P GSCI Commodity, Immobilien: grundbesitz europa RC
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
In unterschiedlichen Jahren erzielten diverse Anlageklassen sehr unterschiedliche Renditen. Wer sie breit gemischt hat, erzielte in der Regel eine positive Rendite.
Wertentwicklungen der Vergangenheit, sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Quelle: Refinitiv Datastream (Returnindizes) Stand: Ende Dezember 2021
Auch durch Streuung über verschiedene Regionen und Länder lassen sich positive Diversifikationseffekte erzielen.
Auch innerhalb einer Vermögensklasse wirkt der Diversifikationseffekt
Wie die Tabelle mit den Wertentwicklungen zeigt, können Investoren auch innerhalb einer Vermögensklasse diversifizieren – etwa, wenn sie Aktien quer über verschiedene Regionen streuen. Eine Portfoliokomponente aus amerikanischen, asiatischen sowie Aktien aus Schwellenländern hätte 2020 zum Beispiel einen deutlich positiven Renditebetrag geleistet und das Minus europäischer Aktien mehr als überwogen. Aber auch Diversifikation über Branchen hinweg kann sich lohnen. Im ersten Pandemiejahr verloren etwa die Aktien von Airlines und der Reiseindustrie stark an Wert, während die Titel von Technologieunternehmen enorme Wertzuwächse hinlegten – auch hier konnte eine breite Sektor-Streuung einen Effekt auf Risiko und Rendite erzielen.
Doch wie bekommen Anleger die Vielzahl der zu berücksichtigenden Faktoren unter einen Hut, wenn sie nicht ständig Korrelationen messen und die jeweiligen Favoriten am Markt verfolgen wollen? Zumal sie dafür auch noch jedes Mal Gebühren für den Ein- und Ausstieg in eine Anlageklasse bezahlen müssen. Zum Glück gibt es Anlageinstrumente, die einem das individuelle Zusammenstellen eines diversifizierten Portfolios erleichtern. An vorderster Stelle sind dabei sogenannte Multi-Asset-Fonds bzw. Mischfonds zu nennen. Sie kombinieren zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Geldmarktinstrumente, oft auch Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle oder Währungen unter einem Dach und mischen so Chancen und Risiken, damit ein guter Diversifizierungseffekt entstehen kann. Das aktive Fondsmanagement hinter den Finanzprodukten versucht dabei frühzeitig Marktentwicklungen zu antizipieren und den Mix entsprechend anzupassen, um Renditechancen zu wahren und Risiken zu reduzieren.