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- Infrastruktur – Grundlage des Wohlstands und Chance für Anleger
- Der Bedarf an Infrastrukturinvestitionen wird in den kommenden Jahren gewaltig sein.
- Staaten können das nicht allein finanzieren – auch private Investoren müssen mobilisiert werden, etwa um die Europäische Transformation zu ermöglichen.
- Infrastrukturinvestments bieten die Chance auf Diversifikation und geringere Volatilität im Portfolio.
4 Minuten Lesezeit
Über zwei Milliarden Menschen brauchen weltweit noch Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Geht es um Infrastruktur, werden die ganz großen Summen aufgerufen. Um etwa die von den Vereinten Nationen festgelegten 17 Ziele für eine nachhaltige Lebensweise der Menschheit auf der Erde zu erreichen, sind bis 2040 weltweit rund 93.000 Milliarden Euro an Infrastrukturinvestitionen notwendig.[1] Allein in Europa liegt der Bedarf geschätzt bei 14.400 Milliarden Euro – vier Mal so viel wie das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands eines Jahres.[2]
Dass diese immensen Investitionen notwendig sind, liegt unter anderem an den globalen Megatrends, denen sich die Gesellschaft gegenübersieht. So muss etwa der Klimawandel abgebremst und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Aber auch neue Mobilitätssysteme und städtische Wohn- und Pflegestrukturen brauchen eine Welt, die 2050 geschätzt knapp 10 Milliarden Menschen beherbergen wird.[3]
Der Ausbau von Straßen, Brücken, Flughäfen, Kommunikationsnetzen oder nachhaltiger Strom- und Wasserversorgung ist deshalb ebenso unerlässlich wie die Verbesserung der sozialen und urbanen Infrastruktur, etwa durch neue Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Parks oder Naturschutzgebiete.
Erneuerbare Energie und Digitalisierung – der Bedarf ist riesig
„Infrastruktur auf modernem Stand zu halten oder sie durch den nächsten Technologiesprung zu führen, ist nicht nur entscheidend für die Gesellschaft. Sie sorgt auch für Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Letztlich hängt der Wohlstand ganzer Länder davon ab“, erklärt Infrastrukturexperte Matthias Meyer, Global Head of Product Specialists & Development Alternatives der DWS.
Vor allem der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz stehen bei den Investitionen im Fokus – und er ist mit Ausbruch des Ukrainekriegs noch drängender geworden. Nach Schätzungen der EU-Kommission werden der grüne Wandel und die digitale Transformation in der EU zusammen mindestens 595 Milliarden Euro an Investitionen pro Jahr erfordern.[4]
Ein weiteres Beispiel ist die Digitalisierung. In Ländern wie Japan oder Südkorea machen Glasfaseranschlüsse schon bis zu 86 Prozent aller Breitbandanschlüsse aus – in Deutschland sind es gerade mal sieben Prozent.[5] Das Potenzial für neue Infrastruktur ist hier also riesig. Denn ganze Wirtschaftssysteme bauen ihre künftigen Strategien auf gut funktionierenden digitalen Systemen auf.
Gewaltige Finanzierungslücken müssen geschlossen werden
Europa muss in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Investitionen tätigen, um seine Volkswirtschaften umzugestalten, externe Abhängigkeiten – zum Beispiel bei den Lieferketten – zu verringern und eine nachhaltige Industrielandschaft aufzubauen, wenn der Kontinent seinen derzeitigen hohen Lebensstandard sichern und die Grundlagen für künftigen Wohlstand schaffen will. Bei den anvisierten Multimilliarden-Budgets, die in Infrastruktur fließen sollen, tut sich indes eine enorme Lücke auf, für die private Investoren mobilisiert werden müssen. Denn Staaten allein sind nicht in der Lage, die gigantischen Summen, etwa aus Steuereinnahmen zu finanzieren.
Investitionen in Infrastruktur sind vom Charakter her eher konservativ ausgerichtet. Sie stehen für relative Wertbeständigkeit und solide Erträge. Privaten Investoren, Institutionellen aber auch Kleinanlegern können sich hier also attraktive Chancen bieten. „Der Verbrauch von Wasser oder Energie ist zum Beispiel vergleichsweise stabil. Wo Menschen leben, wird immer beides benötigt. Und damit ist die Nachfrage nach entsprechender Versorgung, unabhängig von Konjunkturzyklen relativ konstant“, erläutert der auf Sachinvestitionen spezialisierte DWS-Portfoliomanager Peter Brodehser.
Gleichzeitig sind Infrastrukturanlagen oft sogenannte natürliche Monopole. Ist also ein Glasfasernetz einmal gelegt, kann kein anderer ein zweites wirtschaftlich sinnvoll daneben betreiben. Zwar deckelt der Staat bei solchen Strukturen meistens die Tarife, dafür stehen für die Betreiber dahinter dann aber auch lange laufende Verträge mit langfristig berechenbarer Gewinnmarge. „Solche Investitionen können also solide und gut kalkulierbare Zahlungsströme bieten“, erläutert der DWS-Experte weiter.
Infrastrukturanlagen werden zudem jeweils erst nach relativ langen Zeiträumen neu bewertet. Damit schwanken sie in der Regel im Wert weit weniger stark als etwa börsennotierte Aktien. Das kann solche Anlagen zu einem wichtigen Bestandteil des Portfolios machen. Und noch ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Infrastruktur bietet häufig die Chance, sozial und ökologisch zu investieren. „Mit Erneuerbaren Energien setzen Anleger zum Beispiel auf eine kohlenstoffärmere Zukunft, mehr Versorgungssicherheit und eine größere Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten“, erläutert Brodehser. „Das kommt einem selbst, aber auch den nachfolgenden Generationen zugute.“ Zu beachten ist die Abhängigkeit von der Entwicklung der jeweiligen Infrastrukturmärkte.
Es gibt also zahlreiche Argumente, warum Infrastrukturinvestments als Portfoliobeimischung sinnvoll sein können. Praktisch: Während Investments in Projekte wie Windkraftparks oder Krankenhäuser lange Zeit vornehmlich institutionellen Investoren vorbehalten waren, können sich mittlerweile auch private Anleger mit innovativen Finanzanlagen an Infrastrukturprojekten beteiligen.
Dabei ist zu beachten, dass sich Marktschwankungen aufgrund veränderter Marktbedingungen oder regulatorischer Eingriffe negativ auf eine Infrastrukturinvestition auswirken können. Anleger sollten außerdem auf die Risiken einer Investition in Infrastruktur-Projektgesellschaften achten. Beispielsweise können sich Veränderungen bei den Erträgen, den Aufwendungen und den Verkehrswerten der Projektgesellschaften negativ auswirken. Risiken hierfür können allgemeine Projektrisiken, kommerzielle Risiken, Betriebs- beziehungsweise Betreiberrisiken, Markt- oder Umsatzrisiken, Umweltrisiken und politischen Risiken sein.