13. Nov 2024 Infrastruktur

„Infrastruktur-Investments sind eine sehr resiliente Anlageklasse“

Dr. Peter Brodehser, Fondsmanager des DWS Infrastruktur Europa, über Erfolgsfaktoren, Trends, Diversifikations- und Renditepotenzial von Infrastrukturinvestments.

Lesezeit

1. Der DWS Infrastruktur Europa hat das erste volle Jahr hinter sich? Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus, Herr Brodehser?
Ich bin rundum zufrieden. Bei der Auflegung des Fonds vor 18 Monaten haben wir das Ziel ausgegeben, dass wir eine Rendite von vier bis fünf Prozent nach Kosten erreichen wollen. Das haben wir erreicht beziehungsweise sogar mit 5,15 Prozent p.a. im ersten vollen Geschäftsjahr 2023/2024 leicht übererfüllt.

2. Wie setzt sich die Rendite zusammen und was können Anleger in Zukunft von dem Fonds erwarten?
Grundsätzlich setzt sich die Wertentwicklung aus drei Komponenten zusammen: Erstens, aus den laufenden Erträgen aus Beteiligungen an Infrastrukturprojekten. Zweitens, aus Bewertungsanpassungen der Infrastruktur-Projektgesellschaften und drittens aus der Verzinsung der im Fonds gehaltenen Liquidität. Die größten Performancetreiber waren die Infrastrukturinvestitionen.


3. Infrastruktur-Investments sind ein komplexes Geschäft. Wovon hängt es ab, ob eine Investition erfolgreich ist oder nicht?
Bei Infrastruktur-Investments handelt es sich ja um einen privaten Markt. Die Projekte, in die wir investieren, sind nicht börsennotiert. Das heißt, das Fondsmanagement muss ein gutes Netzwerk haben. Zudem ist die Auswahl des richtigen Partners sehr wichtig, und dass man in der Lage ist, das jeweilige Projekt im laufenden Betrieb operativ zu begleiten.

" Infrastruktur-Investments sind in der Regel eine sehr resiliente Anlageklasse. Das liegt maßgeblich daran, dass man auf die Produkte, um die es geht, schlecht verzichten kann.

Peter Brodehser - Fondsmanager des DWS Infrastruktur Europa

4. Sie sind bisher im Fonds an einer überschaubaren Anzahl von Projekten beteiligt, konkret an fünf. Steigt dadurch nicht das Risiko für Anleger – Stichwort Diversifikation?
Infrastruktur-Investments sind in der Regel eine sehr resiliente Anlageklasse. Das liegt maßgeblich daran, dass man auf die Produkte, um die es geht, schlecht verzichten kann. Salopp formuliert: Ich verzichte lieber auf einen Restaurantbesuch, als dass ich zu Hause das Licht ausschalte oder die Heizung herunterdrehe. Das sorgt dafür, dass die Cashflows aus einem Projekt in der Regel gut berechenbar sind. Entsprechend kalkulierbar sind die Renditeaussichten. Was die Anzahl der Projekte und den Aspekt der Streuung angeht, unterscheiden sich Infrastrukturprojekte deutlich von anderen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Wir investieren direkt in die Projekte und haben damit uneingeschränkten Zugriff auf sie. Das ist aber nur möglich, wenn man eine überschaubare Zahl an Projekten begleitet. Das Risikominderungsinstrument Diversifikation wird somit bei Infrastrukturinvestments durch das Risikominderungsinstrument „Direktinvestment“ ersetzt. Was das Thema Diversifikation angeht, korrelieren private Infrastrukturinvestitionen – anders als Infrastrukturaktien – üblicherweise gering mit klassischen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen.


5. Dennoch werden Sie wahrscheinlich ihr Portfolio ausbauen wollen? Was sind Ihre Pläne für die kommenden zwölf Monate? Gibt es genug investierbare Projekte?
Wir planen zusätzliche Projekte, ja. Beispielsweise in den Bereichen erneuerbaren Energien, im Transportsektor und in der digitalen und sozialen Infrastruktur. Investierbare Projekte gibt es mehr als genug. Die Nachfrage von Investoren ist ebenfalls hoch. Der Engpassfaktor sind eher die Experten, die nötig sind, um die aussichtsreichsten Projekte zu identifizieren, zu prüfen und zu managen.

6. Welche Trends sehen Sie für die nächsten Jahre?
Themen wie die Energiewende – Stichwort Erneuerbare Energien – und ein insgesamt erhöhter Energiebedarf – ich denke hier an den Transport und das Speichern von Energie sowie an Datenzentren – dürften in den nächsten Jahren Megatrends bleiben. Zudem dürfte der Investitionsbedarf auch in „klassischen“ Infrastrukturbereichen wie Transport und sozialer Infrastruktur stetig steigen und zunehmend nicht mehr allein vom Staat gedeckt werden können.

7. Für welchen Anlegertypus könnten sich Infrastrukturinvestments besonders eignen?
Grundsätzlich kann ein Fonds, der in Infrastrukturinvestments anlegt, für alle Anleger interessant sein, die ihr Geld langfristig investieren und dabei breit diversifizieren möchten. Das umfasst eher konservative Anleger ebenso wie risikofreudigere Anleger, die ihr dynamisch ausgerichtetes Portfolio um einen eher konservativen Aspekt ergänzen möchten, der kaum mit klassischen Anlageklassen wie Aktien und Aktien korreliert und somit zusätzliche Diversifikationselemente für das Anlegerportfolio bietet.

8. Stehen Infrastrukturfonds in Konkurrenz zu beispielsweise einem konservativ ausgerichteten Dividendenfonds?
Die beiden Anlagen kann man nicht miteinander vergleichen. Aktien sind eine andere Anlageklasse und tendenziell deutlich stärker den Schwankungen an den Kapitalmärkten ausgesetzt als Infrastrukturinvestments. Ich denke aber, dass sich beide Anlageklassen sehr gut ergänzen können.

9. Einschränkungen gibt es aber doch bei der Liquidität. Wer in einen Infrastrukturfonds investiert, kommt nicht so schnell an sein Kapital ran?
Das ist richtig. Es gibt regulatorisch festgelegte Liquiditätseinschränkungen. Konkret: eine Mindesthaltedauer von 24 Monaten mit einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist und zwei Rücknahmestichtagen pro Jahr. Deswegen ist der Langfristaspekt der Anlage besonders wichtig. Ein kurzfristiger Zugriff auf das angelegte Geld ist nicht möglich. Die Liquiditätsvorgaben sorgen somit allerdings auch für zusätzliche Robustheit im Portfolio und bei der Wertentwicklung im Vergleich zu täglich liquiden Anlageklassen wie z.B. Aktien, die typischerweise stärker schwanken.

10. Die Regelungen ähneln denen von offenen Immobilienfonds? Wie ähnlich sind sich Immobilien- und Infrastrukturinvestments?
Was die Anlagegrenzen und die Rücknahmestichtage angeht, ja. Ansonsten haben die beiden Anlageklassen wenig gemeinsam. Infrastruktur ist eine gänzlich andere Anlageklasse als Immobilien. Während bei Immobilien das Gebäude finanziert und die Wertentwicklung maßgeblich durch Standortfaktoren, die Entwicklung der Immobilienmärkte und das Zinsumfeld beeinflusst wird, wird bei Infrastrukturinvestitionen in „Verträge“ investiert, die die Rechte und Pflichten für den Projekterwerb- und Betrieb verbriefen. Hierdurch sind Infrastrukturinvestments in der Regel auch deutlich weniger konjunkturabhängig als dies bei Immobilien der Fall ist.

11. Was passiert, wenn viele Anleger ihre Anteile – wenn auch mit dem entsprechenden Vorlauf – zurückgeben möchten? Wie hoch ist die Liquiditätsquote im Fonds?
Die Zielliquidität liegt für den Fonds bei 15 bis 20 Prozent. Momentan haben wir noch eine Liquidität von 30 Prozent, weil wir ja noch dabei sind, unser Portfolio weiter aufzubauen. Ein gewisses Maß an Liquidität ist nicht nur sinnvoll, um eventuelle Rückgaben von Anteilen bedienen zu können, sondern auch, um in neue Projekte investieren zu können.

Fondsdetails des DWS Infrastruktur Europa RC

Anteilsklasse[1]

RC

Anteilsklassen-Währung

EUR

ISIN

DE000DWSE015

WKN

DWSE01

Ausgabeaufschlag[2]

5,00%

Verwaltungsvergütung

1,30%

Laufende Kosten[3] zzgl. erfolgsbez. Vergütung aus Wertpapierleihe-Erträgen.

1,60%

Ertragsverwendung

Ausschüttung

Anlagepolitik

Beteiligung an vorwiegend europäischen Infrastruktur-Projektgesellschaften. Die Auswahl der Infrastruktur-Projektgesellschaften erfolgt primär auf Basis des Rendite-Risiko-Profils sowie einer Diversifikation nach Sektoren. Dies umfasst Bereiche wie Erneuerbare Energien, Digitale Infrastruktur, Versorgungswirtschaft, Transport und Logistik.

Risiken
- Abhängigkeit von der Entwicklung der jeweiligen Infrastrukturmärkte
- Preisänderungsrisiko: Der Anteilwert kann jederzeit unter den Einstandspreis fallen, zu dem ein Anleger den Anteil erworben hat, aufgrund von: Bewertungsrisiken, Zinsänderungsrisiken, Währungskursrisiken, Risiken aus Währungskursabsicherungsgeschäften.
- Besonderes Preisänderungsrisiko: Gesetzliche Mindesthaltefrist (24 Monate) und Rückgabefrist (12 Monate) bei zwei Rücknahmestichtagen pro Jahr können das Preisänderungsrisiko erhöhen, falls der Anteilwert in diesem Zeitraum unter den Einstandspreis bzw. unter den Anteilwert zum Zeitpunkt der unwiderruflichen Rückgabeerklärung fällt.
- Liquiditätsrisiko: Keine Rückgabe von Anteilen zum gewünschten Zeitpunkt verbunden mit dem Risiko für den Anleger, über sein eingesetztes Kapital für einen gewissen Zeitraum – unter Umständen auch längerfristig – nicht verfügen zu können.
- Risiken aus der Beteiligung an Infrastruktur-Projektgesellschaften: Investitionen in Infrastruktur-Projektgesellschaften unterliegen Risiken, die sich auf den Anteilwert des Sondervermögens durch Veränderungen bei den Erträgen, den Aufwendungen und den Unternehmenswerten der Projektgesellschaften auswirken können.

Peter Brodehser

- Fondsmanager des DWS Infrastruktur Europa

VITA

Dr. Peter Brodehser verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Erfahrung in der Kapitalmarkt-, Institutionellen-, und Bankenfinanzierung. Er besitzt umfassende Expertise in der Strukturierung von Transaktionen im Bereich der Infrastruktur und der Erneuerbaren Energien. Bei der DWS verantwortet er die Infrastruktur-Aktivitäten des Frankfurter Teams. Er ist Mitglied des Vorstands des Bundesverbands Alternative Investments.
Seine berufliche Laufbahn beinhaltet unter anderem Stationen bei der Talanx, HSH Nordbank, Helaba, PwC und der Deutschen Telekom in Deutschland, New York und Singapur. Dr. Brodehser absolvierte einen MBA an der FOM Business School und eine Promotion an der Universität Potsdam.

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2. Bezogen auf den Bruttoanlagebetrag: 3,00% bezogen auf den Bruttoanlagebetrag entsprechen rund 5,26% bezogen auf den Nettoanlagebetrag.

3. Bei den an dieser Stelle ausgewiesenen laufenden Kosten handelt es sich um eine Kostenschätzung, da der Fonds bzw. die Anteilsklassen erst zum 17. Januar 2022 aufgelegt wurde. Tatsächliche Kosten werden erst nach dem ersten Geschäftsjahr berechnet und offengelegt. Der Jahresbericht des jeweiligen Geschäftsjahres enthält Einzelheiten zu den genau berechneten Kosten.

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