05. Jan. 2023 Immobilien

Ökobau – 7 Fakten, die Sie kennen sollten

Umweltfreundlich und gesund: Ökologisches Bauen liegt voll im Trend. Erfahren Sie, was diese Bauweise auszeichnet, worin ihre Vorteile liegen und warum es sich für Investoren lohnen kann, auch auf Ökostandards zu achten.

  • Immobilien spielen eijne wichtige Rolle, um den Austoß klimaschädlicher Gase zu verringern.
  • Der Baustoff Holz kann dabei eine wichtige Rolle spielen, nicht nur bei Ein- oder Mehrfamilienhäusern, sondern auch im Hochbau.
  • Ökologische Bauten sind nicht nur gut für das Gewissen und das Wohlbefinden. Ein hoher ESG-Standard wirkt sich in der Regel auch positiv auf die Rendite aus.
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1. Immobilien - unterschätzte CO2-Verursacher


Die Europäische Kommission ist der Auffassung, dass Gebäude für zirka 40 Prozent des Energieverbrauchs und für rund ein Drittel der CO2-Emissionen im Euroraum verantwortlich sind[1]. Nachhaltig bauen lautet demnach das Gebot der Stunde. Das bedeutet, nicht nur auf eine hohe Energieeffizienz von Gebäuden zu achten, sondern die CO2-Emissionen bereits beim Bau und über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie möglichst gering zu halten. Denn die tatsächliche Umwelt- und Klimafreundlichkeit zeigt sich erst in der Gesamtbilanz unter Berücksichtigung auch der „grauen“ Energie, die beim Bau, bei der Herstellung der Baustoffe sowie beim Abriss am Ende der Lebensdauer anfallen.

Es ist wichtig, die CO2-Emissionen bereits beim Bau zu berücksichtigen und über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten.

Die Politik hat Holz als Baustoff entdeckt, um die Klimaziele der Vereinten Nationen zu erreichen.

2. Zurück zur Natur


Öko -Bauherren favorisieren natürliche Materialien wie Tonziegel, Lehm- und Kalkputze oder nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Hanf. Gerade Holz punktet mit idealen Eigenschaften: Es ist nachhaltig, recyclebar und benötigt wenig Energie bei der Verarbeitung. Es dämmt zudem gut und schafft ein behagliches Raumklima ohne extreme Kalt-Warmbereiche[2]. Im Vergleich zu Steinbauten bieten Holzhäuser einen weiteren Vorteil beim Heizen: Eine Familie, die in einem Ziegelbau wohnt, muss etwa vier Mal so viel Geld für ihre Heizkosten hinblättern wie eine Familie, die in einem Holzhaus lebt. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie. Überdies ist Holz schalldämmend und diffusionsoffen, was bedeutet, dass Luftfeuchtigkeit durch einen langsamen, aber kontinuierlichen Luftaustausch ganz natürlich reguliert wird. Das ist für die Gesundheit gut und lässt Feuchtigkeitsprobleme wie Schimmelbefall selten zum Problem werden.

Auch bei der Dämmung spielt Holz in Form von Holzfasern seine Vorteile aus. Zwar sind synthetische Dämmstoffe auf Rohölbasis oder Mineralfasern meist noch das Mittel der Wahl. Doch wer Wert auf Wohngesundheit und ein gutes Raumklima legt, kommt an Holzdämmung kaum vorbei. Und das Beste: Weil Bäume CO2 binden und aus dem Kohlenstoff das Holz bilden, sind sie eine natürliche CO2-Senke[3]. Gleichzeitig ist der Energieaufwand, um Holz zu gewinnen, zu verarbeiten und zu transportieren, geringer als bei CO2-intensiven Materialien wie Ziegel oder Beton. So können beim Neubau eines Einfamilienhauses gegenüber einer Massivbauweise durchschnittlich etwa 80 Tonnen CO2 eingespart werden.

3. Hoch hinaus - auch ohne Stahl und Beton


Wer glaubt, dass Holz nur für den Bau von Ein- oder Zweifamilienhäusern geeignet ist, sollte einen Blick nach Winterthur in der Schweiz werfen. Dort soll bis 2026 ein 100 Meter hohes Haus entstehen. Es ist nach Angaben der Entwickler das weltweit höchste Holzwohngebäude, das derzeit in Planung ist[4]. Bereits realisiert ist das Wohngebäude „HAUT Amsterdam“, das wie das Winterthurer Projekt in Holz-Hybridbauweise erstellte wurde und 21 Stockwerke auf 73 Metern Höhe umfasst. Lediglich für Fundament, Keller und Kern des Gebäudes fanden Stahl und Beton Verwendung, das Tragwerk besteht zu einem großen Teil aus Brettsperrholzwänden. Das verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten europäischen Wäldern speichert insgesamt etwa 3000 Tonnen CO2. Technisch ermöglicht haben die Renaissance im Holzbau Fortschritte bei der Technologie und bei modernen Holzbaustoffen. Inzwischen ist es sogar möglich, ganz ohne Stahlbetonkern auszukommen, wie das geplante 80-Meter hohe Holzhochhaus Pi im schweizerischen Zug zeigt[5].

Um die Klimaziele der UN zu erreichen, hat die Politik Holz als Baustoff entdeckt. In Amsterdam muss ab 2025 mindestens bei jedem fünften Wohngebäude Holz als vorherrschendes Konstruktionsmaterial verwendet werden[6]. In Frankreich wiederum gibt es Pläne, wonach mindestens 50 Prozent aller neuen, staatlich finanzierten Gebäude aus Holz oder anderen biobasierten Materialien wie Hanf oder Stroh gebaut werden müssen[7].

4. Neue Ideen für den Steinbau


Beton besteht aus Kies, Sand, Wasser und Zement, der die Mischung bindet. Bei dessen Herstellung allerdings entsteht mehr CO2 als Flugverkehr und Rechenzentren zusammen ausstoßen[8]. Forscher suchen daher alternative Bindemittel. Einer Studie[9] zufolge ist Hanfbeton, eine Verbindung von Hanffasern und Naturkalk, ideal für Anwendungen im Bereich des ökologischen Bauens geeignet. Er ist kohlenstoffnegativ, hat ein geringes Gewicht, puffert Feuchtigkeit und isoliert gut gegen Wärme und Kälte. Sein Nachteil: Er ist weniger druckfest und eignet sich nur bedingt für den mehrgeschossigen Massivbau.

Stabil wie herkömmlicher Beton ist eine Mischung mit Calciumsulfoaluminat-Zement, bei dem ein großer Teil des Kalks durch ein Abraumprodukt bei der Bauxitförderung ersetzt wird. Dadurch lässt sich der Ausstoß von CO2 während der Produktion um bis zu zwei Drittel senken[10]. Jedoch wird Bauxit nur in wenigen Ländern gefördert[11], so dass das Abraumprodukt von weit her transportiert werden müsste.

Auch Ziegel, die aus Ton gebrannt werden, verursachen hohe CO2-Emissionen. Aufgrund der technischen Entwicklungen ist es inzwischen möglich, die Mikrowellentrocknung als konkurrenzfähiges Verfahren einzusetzen[12]. Auf längere Sicht könnte hier eine Chance liegen, den Gasverbrauch in der Ziegelherstellung drastisch zu reduzieren und irgendwann einmal ganz auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

Mit der Mikrowellentrocknung besteht die Chance, auf längere Sicht den Gasverbrauch in der Ziegelindustrie drastisch zu reduzieren.

5. Grüne Dächer: Biotope im Asphaltdschungel


In den Innenstädten von Ballungsräumen sind Grünpflanzen eher selten. Die Begrünung von Fassaden und Dachflächen ist eine einfache Möglichkeit, um Städte ökologisch aufzuwerten. Dachbegrünungen bilden nicht nur wertvolle Biotope im Asphaltdschungel, sie verbessern zudem die Luft und halten Niederschläge zurück. Bauphysikalisch punkten grüne Dächer, weil sie Temperaturextreme im Sommer wie im Winter ausgleichen und die Lebensdauer eines Daches verlängern.[13] Bei der Fassadenbegrünung kommen als weitere Vorteile der Schutz vor Lärm und der Bausubstanz hinzu, weil Pflanzen die Hauswand vor direkter UV-Strahlung, Schlagregen und Schutzablagerungen schützen.

Gebäude mit kleinem ökologischen Fußabdruck lassen sich in der Regel besser vermieten und am Markt veräußern.

6. Häuser im Kraftwerk


Mit Kollektoren für warmes Wasser oder mit Solarzellen liefert die Sonne vielen Hausbesitzern bereits heute ökologisch nachhaltige Energie. In Verbindung mit einer hocheffizienten Dämmung lässt sich aber noch mehr erreichen: Gebäude, die nicht nur Energie hinzugewinnen, sondern autark sind. Die notwendige Energie wie Strom und Wärme wird komplett selbst vor Ort erzeugt, zum Beispiel durch Windkraftwerke auf Hochhäusern, die den dort vorherrschenden Luftstrom nutzen. Oder mit Wärmepumpen, die die Umgebungsluft oder die Erdwärme nutzen.

7. Ökobau zahlt sich aus


Nicht erst, seitdem die Preise für Öl und Gas in astronomische Höhen geschnellt sind, haben nachhaltige Immobilien auch als Investment Konjunktur. Schließlich gelten sie als zukunftssicher und bieten somit mehr als nur ein gutes Gewissen. Viele Unternehmen betrachten ihren Firmensitz als Differenzierungsmerkmal und signalisieren damit, dass ihnen Themen wie Ökologie, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit wichtig sind. Mit entsprechenden Gebäuden lassen sich am Markt daher in der Regel höhere Mieten erzielen. Außerdem können Investoren ökologisch gebaute Gebäude meist zu einem höheren Preis verkaufen. Denn Käufer müssen damit rechnen, dass sich die energetischen Vorgaben weiter verschärfen. Im schlimmsten Fall steht zu befürchten, dass ein Gebäude mit sehr niedrigen Ökostandards nicht mehr marktfähig ist.

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„Beim CO2-Ziel sind wir auf einem guten Weg“

Benita Schneider erläutert, mit welchen Maßnahmen die DWS CO2-Emissionen im europäischen Büroimmobilien-Portfolio verringert und welche Hürden auf dem Weg zur Klimaneutralität bestehen.
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1. https://www.haufe.de/immobilien/wirtschaft-politik/green-deal-eu-liefert-investitionsplan-fuer-gebaeudesektor_84342_507868.html

2. Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/potenziale-von-bauen-holz. Zugriff am: 10. November 2022

3. Quelle: https://www.forstwirtschaft-in-deutschland.de/wald-im-klimastress/klimawandel/kohlenstoffspeicher-holz/, Zugriff am: 24.10.2022

4. Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/in-winterthur-entsteht-das-hoechste-wohnhaus-der-welt-aus-holz-900212780878, Zugriff am: 10.11.2022

5. Quelle: https://www.heise.de/hintergrund/80-Meter-Hochhaus-ganz-ohne-Beton-6040001.html, Zugriff am: 10.11.2022

6. Quelle: https://informationsdienst-holz.de/details/green-deal-holzbau-in-amsterdamhttps://www.wuestpartner.com/ch-de/2022/08/04/stadt-aus-holz/, Zugriff am: 10.11.2022

7. Quelle: https://www.holzbauaustria.at/markt/2020/02/frankreichs-bestreben.html, Zugriff am: 10.11.2022

8. Quelle: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/klimaschutz-klimakiller-beton-so-will-die-deutsche-zementindustrie-co2-neutral-werden-/26652040.html Zugriff am: 10.11.2022

9. Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0959652619327222, Zugriff am:  10.11.2022

10. Quelle: https://www.chemie.de/news/1172409/alternative-zu-klimaschaedlichem-zement.html, Zugriff am: 10.11.2022

11. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38533/umfrage/minenproduktion-von-bauxit-ausgewaehlter-laender/, Zugriff am: 10.11.2022

12. Quelle: https://www.zi-online.info/de/artikel/zi_Einsatz_von_Mikrowellenerwaermung_zur_Elektrifizierung_der_3778198.html, Zugriff am: 10.11.2022

13. Quelle: https://www.oekologisch-bauen.info/baustoffe/dach-fassade/dachbegruenung/, Zugriff am: 10.11.2022

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