- Das Risiko-Rendite-Profil von Euro- und US-Hochzinsanlagen sowie Schwellenländerbonds erscheint kurz- bis mittelfristig vergleichsweise attraktiv.
- Die DWS schätzt die zu erwartende Gesamtrendite der Papiere auf drei bis fünf Prozent.*
- Wesentlicher Treiber der Entwicklung ist die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken, die für anhaltend niedrige Zinsen und Liquidität sorgt.
*Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.
Bei Anleihen schlägt derzeit die Stunde der Taktiker. Mit den sogenannten „sicheren Häfen“ unter den Bonds lässt sich kaum noch etwas verdienen. Anleger, die in Papiere mit bester Bonität wie etwa Bundesanleihen investieren, erhalten für ihr Engagement derzeit bestenfalls noch eine Minirendite. In vielen Fällen müssen sie sogar draufzahlen. Wer heutzutage mit festverzinslichen Wertpapieren Geld verdienen will, muss sich in exotischeres Terrain vorwagen. In Schwellenländer- und Hochzinsanleihemärkten ist die Renditechance höher – damit aber auch das Ausfallrisiko.
Anleger, die mit Anleihen Geld verdienen wollen, sollten alternative Märkte sondieren.
Kurschancen erscheinen bei Aktien kurz- bis mittelfristig sehr niedrig
„Unterm Strich könnte sich die höhere Risikobereitschaft jedoch lohnen“, sagt Jörn Wasmund, Global Head Fixed Income bei der DWS. „Mit Euro- und US-Hochzinsanleihen sowie Schwellenländerbonds sollte sich bis zum Spätsommer 2021 eine Gesamtrendite von drei bis fünf Prozent erzielen lassen. Das dürfte das etwas höhere Risiko wieder ausgleichen.“
Das Risiko-Rendite-Profil der Papiere erscheint derzeit auch im Vergleich zu Aktien attraktiv. „Hier gab es an den Börsen in den vergangenen Corona-Monaten und zuletzt auch im Zuge der US-Wahlen immer wieder starke Kurschwankungen“, sagt Jörn Wasmund. „Gleichzeitig dürften die Kurschancen bei vielen Aktien kurz- bis mittelfristig weitgehend ausgereizt sein.“
Kein Ende der Nullzinspolitik in Sicht
Dass Euro- und US-Hochzinsanleihen sowie Schwellenländerbonds gerade jetzt eine interessante Anlagealternative bieten können, hat mehrere Gründe. Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung ist der Dauerbrenner an den Finanzmärkten: die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken. Sie sorgt dafür, dass die Renditen von Staatsanleihen mit bester Bonität weiterhin in der Nähe der Nulllinie festhängen. „Weder die US-Notenbank Fed[1] noch die europäische Zentralbank EZB wird ihren Leitzins auf absehbare Zeit anheben“, erklärt Jörn Wasmund. „Und so müssen sich Investoren, die nach Rendite suchen und ihr Geld über verschiedene Anlageklassen streuen wollen, zwangsläufig auch in anderen Zinsanlagensegmenten als den sicheren Häfen umsehen. Das sollte die Nachfrage nach Bonds aus Schwellenländern sowie Titel mit höherem Ausfallrisiko aus Europa und den USA weiter antreiben.“
Zusätzlich dürfte die Geldmenge, die Fed und EZB mit ihrer Niedrigzinspolitik und dem großvolumigen Ankauf von Anleihen in die Anleihemärkte pumpen, nochmals wachsen. Mit dem im Frühjahr dieses Jahres gefassten Beschluss, ihre Anleihenkaufprogramme auf US- respektive Euro-Hochzinsanlagen auszuweiten[2], sorgen die Zentralbanken indes direkt auch für mehr Liquidität in den beiden Segmenten.
Daneben machten historisch günstige Bewertungen sowie die wachsende Vielfalt das Segment der Hochzins- und Schwellenländeranleihen für Anleger zunehmend attraktiv, sagt Jörn Wasmund. Vorteil der Hochzinsanleihen sei, dass die Ausfallraten aufgrund der Stützungsmaßnahmen relativ niedrig bleiben sollten. Für Staatsanleihen aus Schwellenländern spreche, dass deren Ausfallraten derzeit niedriger sind als am Markt eingepreist. „Gute Anlagechancen sollten vor allem Titel aus Asien eröffnen“, sagt der DWS-Experte. „Sie haben vergleichsweise solide Staatsfinanzen und können auch von niedrigen Rohstoffpreisen profitieren.“ Zudem seien Asien und insbesondere China der westlichen Welt in ihrer Konjunkturerholung einen Schritt voraus und dürften sowohl aus einem verbesserten geopolitischen Klima unter einem neuen US Präsidenten als auch von der in 2021 in Kraft tretenden asiatischen Freihandelszone Nutzen ziehen.
Nachhaltigkeitsratings können die Risikobewertung erweitern.
Dennoch sollten Anleger bei der Titelauswahl umsichtig sein und nicht alles auf eine Karte setzen. „Innerhalb des Anlagespektrums gilt es zu differenzieren“, sagt Jörn Wasmund. „Hier können Fonds im Vergleich zu Einzelinvestments einen günstigeren Zugang zu den Märkten eröffnen, und auch das Gesamtrisiko des Anlegers durch breite Streuung und aktives Management nochmals mindern.“
Mit ESG-Ratings das Risiko besser einschätzen
Hilfreich können bei der Titelselektion laut dem Experten auch Nachhaltigkeitsratings sein, weil sie zusätzliche Hinweise auf das zu erwartende Risiko eröffnen. Laut einer DWS-Analyse fallen Kosten und Risiko für den Kauf oder Verkauf von Unternehmensanleihen mit besserem ESG-Rating im Schnitt niedriger aus als für solche mit einer schlechteren Bewertung.