09. Jan. 2024 CIO Special

Anleihen – starkes Jahr voraus

Nach langer Durstrecke könnte 2024 das Jahr der Anleihen werden. Das Risiko steigender Inflationsraten ist nicht zu leugnen, aber hohe Renditen bilden einen Puffer - vor allem bei Unternehmensanleihen.

Lesezeit

Kann denn Anlegen wirklich so einfach sein? Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da warfen die meisten Staatsanleihen in Europa und den USA kaum oder sogar negative Renditen ab. Heute winken Staatsanleihen in den USA mit fast fünf, in Deutschland mit fast drei, und selbst in Japan mit fast einem Prozent Rendite. Eine Zinsprämie gibt es, wenn man in (Staats-) Anleihen anderer Länder oder von Unternehmen investiert. Kein Wunder, dass es schon länger heißt: Anleihen sind zurück.

Doch so einfach ist Anlegen natürlich nicht. Schließlich sahen Anleihen schon Anfang 2023 wieder attraktiv aus, nachdem sie einen ihrer schwersten Abstürze der Nachkriegsgeschichte erlitten hatten[1]. Guter Einstiegspunkt? Nein, denn zumindest einige längerfristige Staatsanleihen könnten dieses Jahr erneut Verluste einfahren. Schuld daran ist die US-Zentralbank, die ein „higher for longer“ für die Leitzinsen ausrief, nachdem sich Inflationszahlen und Wirtschafts- und Arbeitsmarkt robuster als gedacht zeigten. Und auch wenn die großen Zentralbanken zum Jahresende hin ihre Leitzinsen nicht mehr anhoben, ließen sie es doch offen, ob dies nicht doch noch einmal 2024 erforderlich werden könnte. So ärgerlich all das für die Investoren der frühen Stunde war, so legt es unserer Meinung nach die Grundlage für ein gutes Anleihejahr 2024.

Neben der Rendite auch auf die Laufzeit gucken

Quellen: Bloomberg Finance L.P., DWS Investment GmbH; Stand: 13.11.2023

Gute Rahmenbedingungen für Anleihen 2024

Wir sind alles andere als euphorisch, was den globalen Wirtschaftsausblick für die nächsten zwei Jahre angeht. So mild der jetzige Wirtschaftsabschwung unserer Meinung nach verlaufen sollte, so mau dürfte der anschließende Aufschwung ausfallen. Die Inflation sehen wir Ende 2024 bei unter 3 Prozent, womit sie sich der Komfortzone der Zentralbanken Fed und EZB zumindest annähert. Für Anleihen ergibt all das ein sehr positives Umfeld. Einerseits droht kein weiterer Kursverlust über weitere Zinserhöhungen. Ab Mitte 2024 könnten sogar Zinskürzungen und damit Kursgewinne winken. Andererseits erwarten wir auch keinen Druck auf Unternehmensanleihen, wie man ihn in richtigen Rezessionen befürchten müsste[2].

Welche Laufzeiten wählen?

Die Wahl der optimalen Laufzeit hängt stark von den Zinserwartungen ab. Längere Laufzeiten bieten sich in einem rückläufigen Zinsumfeld an, kürzere Laufzeiten hingegen, wenn man neue Zinssprünge erwartet. In einem Umfeld, in dem sich auch Zentralbanken von Datenpunkt zu Datenpunkt hangeln und die US-Renditen auch aufgrund der Sorgen vor dem hohen Refinanzierungsbedarf des Staates weiter volatil bleiben, vermeiden wir übermäßiges Risiko und präferieren Laufzeiten von zwei bis sieben Jahren[3].

Regionen und Emittenten

Neben Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit mögen wir auch Unternehmensanleihen, aufgrund des Risiko-Renditeprofils vor allem den Investmentgrade-Bereich. Im Hochzinsbereich (HY) ziehen wir Europa den USA vor. In Schwellenländern steigert eine Vielzahl von Wahlen das Einzelländerrisiko noch über das höhere geopolitische Risiko hinaus, weshalb wir hier selektiv bleiben. Wir sehen das Ende der starken Dynamik bei Dollaraufwertung und US-Renditesteigerungen aber als positiv für diesen Bereich.

CIO Special: 10 Themen für das Jahr 2024

07. Nov. 2024 Rohstoffe

Rohstoff-Superzyklus?

Analyse der Voraussetzungen für deutlich steigende Kurse
04. Okt. 2024 Altersvorsorge

Demografischer Wandel

Die Altersentwicklung der kommenden Jahre stellt die gesamte Gesellschaft vor massive Herausforderungen. Wie wird sie sich auf die Kapitalmärkte auswirken?
19. Feb. 2024 CIO Special

Kryptowährungen: die Portfolio-Perspektive

Als relativ junge Anlageklasse könnten Kryptowährungen in einer nicht nur riskanten sondern auch unsicheren Welt eine interessante Portfolioergänzung darstellen
07. Feb. 2024 CIO Special

Investieren im Zeitalter künstlicher Intelligenz

Welche Kriterien bei der Identifikation langfristiger Nutznießer von KI helfen könnten – und welche nicht
31. Jan. 2024 CIO Special

Nachhaltiges Wachstum durch Kreislaufwirtschaft

Theoretisch sind Investitionen in Qualitätsaktien in einer unsicheren Welt durchaus sinnvoll. In der Praxis erfordert dies ein hohes Maß an Geschick und Mühe
24. Jan. 2024 CIO Special

Qualität: Ein mögliches Erfolgsrezept für aktive Aktieninvestoren

Theoretisch sind Investitionen in Qualitätsaktien in einer unsicheren Welt durchaus sinnvoll. In der Praxis erfordert dies ein hohes Maß an Geschick und Mühe
16. Jan. 2024 CIO Special

Indien: Die Versprechen werden gehalten

Indiens strukturelle Stärken (Demografie und Demokratie) sind bekannt. Wirtschaftsfreundliche Politik und ein starker Dienstleistungssektor runden das positive Bild ab.
03. Jan. 2024 CIO Special

Elektrifizierung: Das Innovationsdilemma

Aktuelle Pläne zur Nutzung erneuerbarer Energien als effiziente Lösung zur Verringerung der Treibhausgasemissionen könnten so manches etablierte Geschäftsmodell ins Wanken bringen.
12. Dez. 2023 CIO Special

Pan-Asien: Regionale Diversifizierung

Dank seiner diversen Stärken bleibt Asien globaler Wachstumstreiber. Ein Blick auf die gesamte Region lohnt sich, auch als Gegengewicht zur Dominanz der US-Aktien.
11. Dez. 2023 CIO Special

Female Finance: die Vorzüge der Diversität

Warum alle davon profitieren, wenn mehr Frauen im Finanzwesen arbeiten, mehr Frauen aktive Anlegerinnen werden und den Gefahren des Gruppendenkens durch Diversität begegnet wird.

1. US-Treasuries erlitten ihre ersten zwei Verlustjahre in Folge seit 1960.

2. Was nicht heißt, dass wir nicht von steigenden Insolvenzraten bei den schwächer aufgestellten Firmen ausgehen.

3. Wie sich die Laufzeiten (genauer: die Duration) und die laufende Rendite auf das Verlustrisiko auswirken, zeigen folgende Beispiele: 30-jährige Bundesanleihen würden bei einer Zinserhöhung um 1% einen Kursverlust von fast 20% hinnehmen müssen. Bei einer laufenden Rendite von 3% einen Gesamtverlust von über 15%. Europäische Hochzinsanleihen hingegen haben eine durchschnittliche Restlauzeit von nur drei Jahren und werfen aktuell eine Rendite von fast acht Prozent ab. Eine 1-%-Zinserhöhung würde hier die Rendite lediglich von 8 auf 5% reduzieren.

CIO View