Hatten Sie diesen Sommer Gelegenheit für einen Fahrradausflug ins Grüne? Mit ausreichend Proviant im Rucksack? Dann stellen Sie sich mal vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn Sie am Zielort vom Fahrrad absteigen und feststellen müssten, dass der Rucksack ein Loch hatte – und ein Großteil der Verpflegung unterwegs verloren gegangen wäre. Aus dem leckeren Picknick am Badesee wird also entweder nichts – oder sie greifen erneut ins Portemonnaie, um am Kiosk für Nachschub zu sorgen. In beiden Fällen ziemlich ärgerlich.
Noch ärgerlicher wäre es allerdings, wenn Ihr Rucksack statt mit Sandwiches, Gummibärchen und Saftschorle mit Geldscheinen gefüllt gewesen wäre, die unbemerkt während der Fahrt die Fliege gemacht hätten. Undenkbar? Nun, dieses Bild umschreibt jedenfalls recht passend die derzeitige Situation vieler Anleger. Ihr Rucksack? Das Sparkonto. Der Proviant? Ihr mühsam für später zurückgelegtes Finanzpolster. Das Loch im Rucksack? Die Inflation, die quasi unbemerkt und unwiederbringlich dieses Geld davonfliegen lässt. Und dieses Loch ist im Moment so groß wie schon lange nicht mehr.
Beim Einkaufen begegnet uns die Inflation in Form von Preissteigerungen bereits tagtäglich: Egal ob Brot, Nudeln, Fleisch oder Schokolade – an der Kasse bleibt uns oft die Spucke weg, wie teuer alles geworden ist. Nicht weniger dramatisch sind die gestiegenen Energiekosten für z.B. Strom und Gas.
Von Inflation sprechen wir, wenn unser Geld im Lauf der Zeit immer weniger wert wird, weil die Preise für Waren und Dienstleistungen immer weiter steigen. Für die gleiche Menge Geld erhalten wir also immer weniger Gegenwert an Produkten oder Leistungen, oder anders ausgedrückt: die Kaufkraft des Geldes sinkt. Dies wird mit der Inflationsrate ausgedrückt, sinnigerweise auch Teuerungsrate genannt.
Im Moment ist davon ganz besonders der Energiesektor betroffen. Die hier gestiegenen Preise betreffen uns einerseits direkt – wenn wir zum Beispiel die Heizung oder die Klimaanlage aufdrehen, andererseits aber auch indirekt: Denn die hohen Energiepreise wirken sich ja auch auf die Produktionskosten vieler Waren aus. Diese Verteuerung geben die Hersteller am Ende ebenfalls an die Verbraucher weiter, die dann noch tiefer in die Tasche greifen müssen.
Die schlechte Nachricht zuerst: Wer sein Geld zum Beispiel auf einem herkömmlichen Sparbuch parkt, dem wird es ähnlich ergehen, wie dem Radfahrer mit dem Loch im Rucksack. Die Zinsen dort sind einfach zu niedrig, um die derzeitige Inflation auszugleichen, und die Kaufkraft des Vermögens sinkt Jahr für Jahr – trotz Geldanlage wohlgemerkt.
Ein Rechenbeispiel macht das deutlich: Im August 2022 lag die Teuerungsrate in Deutschland bei 7,9 Prozent[1]. Für 1.000 Euro können Sie sich nach einem Jahr also nur noch Waren und Dienstleistungen im Gegenwert von 930 Euro kaufen, weil diese währenddessen teurer geworden sind. Oder anders ausgedrückt: Ihr Vermögen hat 70 Euro an Kaufkraft verloren.
Das Phänomen des unbemerkten Kaufkraftverlusts betrifft nicht nur das (eigentlich gar nicht so) gute, alte Sparbuch, sondern alle festverzinslichen Anlageformen, wie Anleihen sowie Tages- und Festgelder, deren Verzinsung derzeit ebenfalls weit unter der aktuellen Inflationsrate liegt. Entscheidend ist nämlich nicht der Nominalzinssatz, also der Satz, zu dem eine Anlageform am Markt angeboten wird, sondern der Realzins. Das ist der Wert, der herauskommt, wenn man die Inflationsrate vom Nominalzinssatz abzieht. Vergleichen Sie mal die Angebote am Markt. Sie werden im Moment kaum festverzinsliche Anlageformen finden, die der Inflation ein Schnippchen schlagen.
Somit gilt: Sparen ist gut, allerdings nur mit einer Geldanlage, die Ihr Vermögen bewahren kann oder – noch besser – vermehren kann. Mit einem Sparplan für Aktienfonds zum Beispiel. Und das ist – endlich! – die gute Nachricht. Die Renditeerwartung liegt bei einer Vielzahl von Aktienfonds immer noch um einiges höher als bei festverzinslichen Anlagen – auch, wenn die Zinsen langsam wieder Fahrt aufnehmen. Naturgemäß sind höhere Chancen aber auch mit höheren Risiken verbunden.
Zur Orientierung hilft manchmal ein Blick in die Vergangenheit. Die Aktienmärkte wurden immer wieder von Krisen erschüttert. Der deutsche Fondsverband BVI berechnet seit vielen Jahren die Renditen von verschiedenen Anlageformen. Für Fondssparpläne in globale Aktienfonds hätten Sie folgende durchschnittliche Renditen erzielen können:[2]
Es gab also immer schon bessere und schlechtere Jahre. Die Durchschnittswerte können sich aber sehen lassen.
Generell macht es also Sinn mit Fondssparplänen, das Vermögen für einen längeren Zeitraum –anzulegen . Oder – um bei unserem Bild zu bleiben – nicht nur um den Block zu radeln, sondern eine längere Tour zu planen.: Der Proviant aus dem Rucksack schmeckt dann mit Sicherheit noch besser.
Fonds enthalten Risiken. Der Anteilswert kann jederzeit unter den Kaufpreis fallen, zu dem der Kunde den Anteil erworben hat.
1. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1045/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-veraenderung-des-verbraucherpreisindexes-zum-vorjahresmonat/ aufgerufen am 13.09.2022
2. Quelle: BVI, Stand 30.06.2023. Sparplanzahlen_auf_einen_Blick_Q2_2023.pdf (bvi.de) Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.