Beim Aktienrückkauf werden Aktien an der Börse vom jeweiligen Unternehmen selbst zurückgekauft und dann annulliert, dadurch reduziert sich die Anzahl der ausstehenden Aktien. Die Rückkäufe haben etwas mehr als 2% der DAX Marktkapitalisierung ausgemacht, und haben bemerkenswerte Vorteile. Durch die zusätzliche Nachfrage steigen die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen, was nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Vorstände freuen dürfte. Denn oftmals ist deren Incentivierung und damit Vergütung zu einem nicht unmaßgeblichen Teil an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt. Zudem steigt der Gewinn pro Aktie – eine wichtige Kennzahl in der Unternehmensbewertung –, selbst wenn der Gesamtgewinn unverändert bleibt. Schließlich werden durch die Rückkäufe die Anzahl der Aktien reduziert.
Ein oft übersehener Effekt der Rückkäufe ist aber die sehr effiziente Verwendung des Unternehmenskapitals. Grundsätzlich kann ein Unternehmen seinen Gewinn als Dividende ausschütten, ihn thesaurieren und damit zum Beispiel Investitionen finanzieren. Oder es kann eben Aktien zurückkaufen. Wenn ein Unternehmen bereits eine hohe Dividendenrendite besitzt, kann eine weitere Erhöhung der Dividende selbst bei ausreichender Ertragslage kontraproduktiv sein. Eine Dividende deutlich über dem Durchschnittswert lässt den Markt traditionell eher auf ein unterdurchschnittliches Wachstumspotential des Unternehmens schließen. Ein Umstand der schnell zu Bewertungsabschlägen führen kann. Die Zahlung einer Dividende erhöht darüber hinaus die Kosten des Eigenkapitals. Aktienrückkauf ist da attraktiver.
Natürlich könnten Unternehmen ihren Mehrgewinn auch investieren. Die zukünftigen Renditen aus diesen Investitionen sind aber nicht garantiert und verwässern möglicherweise die Rendite des Eigenkapitals. Ein Rückkauf eigener Aktien verringert aber das Eigenkapital und erhöht dessen Rendite, auch wenn der Gewinn unverändert bleibt. So weit so simpel. Die Königsdisziplin bei Aktienrückkäufen ist aber nicht der einfache Rückkauf finanziert aus Gewinnen, sondern der durch Fremdkapital finanzierte. Da im gegenwärtigen Kapitalmarktumfeld, vor allem in der Eurozone, die Finanzierungen über Fremdkapital außerordentlich günstig sind, schlagen Unternehmen mit diesem Mittel zwei Fliegen mit einer Klappe. Schlicht gesagt ersetzen sie teures Eigenkapital durch preiswertes Fremdkapital – und genießen die oben aufgeführten Vorteile eines Rückkaufs.
Der Dank für diese Möglichkeit geht dabei auch an die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm, welches mittlerweile auf Unternehmensanleihen ausgedehnt wurde. Anleger können die Käufe von Anleihen mit Magerrenditen getrost der EZB überlassen oder jenen Institutionen die aus regulatorischen Gründen auf Anleihen festgelegt sind. Stattdessen sollten Anleger einmal mit spitzem Bleistift nachrechnen, wie groß der Renditeabstand der Anleihen gegenüber der Dividendenrendite eines Unternehmens ist. Je größer der Abstand desto attraktiver wird es für das Unternehmen eigene Aktien zurückzukaufen – wodurch am Ende übrigens auch wieder die Chance eines steigenden Aktienkurses wächst.
Wie attraktiv eine solche Strategie sein kann, zeigt ein Blick in den DAX: Die durchschnittliche Dividendenrendite eines beispielhaften Aktienkorbes von Allianz, Daimler und Deutscher Telekom beträgt 4,9 Prozent. Zehnjährige Anleihen dieser Unternehmen rentieren augenblicklich 1,3 Prozent, fünfjährige Anleihen gerade einmal 0,5 Prozent. Alles pro Jahr. Das heißt, der Renditevorteil der Aktien liegt je nach Laufzeit der Anleihen zwischen 3,6 bis 4,4 Prozent. Fairerweise muss an dieser Stelle auf das Kursrisiken von Aktien verwiesen werden. Im laufenden Jahr beläuft sich der Kursverlust des DAX auf -3,6 Prozent. Über ein Jahr liegt die Gesamtrendite des Korbs bei 2,2 Prozent. Über 5 Jahre hat sich der Wert des Korbs verdoppelt, der DAX legte hingegen um „nur“ 60 Prozent zu.