Gefährliches Triple-A

Die Kolumne von Klaus Kaldemorgen für handelsblatt.com

Apple, Amazon und Alphabet spielen an der Börse in einer ganz eigenen Liga. Die drei US-Konzerne sind mehr wert als alle 30 Dax-Unternehmen zusammen. Doch ihre Größe ist gleichzeitig auch ihre Achillesferse.

13.11.2017 / Mit dreifach A, oder Triple A, bezeichnet man im Allgemeinen jene Anleihen, deren Kreditwürdigkeit über jeden Zweifel erhaben ist. In einem etwas anderen Kontext kann man diese Auszeichnung auch auf den Aktienmarkt übertragen. Apple, Amazon und Alphabet (=Google) haben sich mittlerweile diese Auszeichnung verdient, sind sie doch in mehrfacher Hinsicht eine Art Königsklasse. Sie gehören zu den wertvollsten Unternehmen des Planeten mit einem Marktwert von 2150 Mrd. $. Nur zum Vergleich – das ist fast genauso viel wie das gesamte Bruttosozialprodukt von Indien. Der Wert von Apple und Alphabet ist größer als der Marktwert aller 30 DAX Unternehmen. Diese Unternehmen sind aber nicht nur viel wert, sie haben auch einen unvorstellbaren Wertzuwachs alleine im Jahr 2017 hingelegt.

Die Achillesferse der AAA-Unternehmen

Apple und Amazon haben jeweils 50% an Wert gewonnen, Alphabet immerhin 30%. Dies ist ein Wertzuwachs in Höhe von 565 Mrd. Euro. Das heißt diese drei Unternehmen haben in diesem Jahr einen Wertzuwachs erfahren, der etwa der Hälfte des DAX Wertes entspricht. Man mag über den Bitcoin-Boom den Kopf schütteln, immerhin hat die Cyberwährung 650% in diesem Jahr zugelegt. Trotzdem beträgt der Wert aller Bitcoins trotz Wertzuwachs nur etwa 140 Mrd. Euro, dies ist nur ein Viertel des Wertzuwachses von Apple und Co. Die hoffentlich anschaulichen Zahlenvergleiche von „Triple A“ sollen vor allem auf die Achillesferse dieser Unternehmen aufmerksam machen, nämlich ihre schiere Größe. Diese ist in mehrerer Hinsicht gefährlich. Anleger könnten der Illusion unterliegen, dass das Wachstum dieser Unternehmen auch in die Zukunft fortgeschrieben werden kann. Würde man bei Apple einen Kursgewinn von 10% pro Jahr unterstellen, würde dies bei unveränderter Bewertung für einen Umsatzanstieg von 92 Mrd. US Dollar stehen. Oder anders ausgedrückt ca. 115 Mio. I-Phones.

Über drei Jahre müsste Apple also zusätzliche I-Phones verkaufen die der Bevölkerungsanzahl Europas entspricht. Sie erinnern sich vermutlich an die Reiskörner, die sich auf jedem Feld des Schachbretts verdoppeln. Auch dies ist nicht lange durchzuhalten bis die Reisernte der Welt verbraucht ist. Fazit: Das von den Investoren unterstellte zukünftige Wachstum bei Umsätzen und Gewinn der genannten Unternehmen wird maßlos überschätzt. Enttäuschungen sind programmiert.

Die Lösung schierer Größe

Die schiere Größe der Unternehmen ist aber auch dem Wettbewerb abträglich. Sind die Unternehmen bisher aus eigener Kraft gewachsen, so fällt auf, dass sie sich in letzter Zeit unangenehmen Wettbewerbern dadurch entledigen, das sie diese schlicht aufkaufen. So geschehen z. B. bei Facebook (Marktkapitalisierung 520 Mrd. USD) welches die Konkurrenten „What’s App“ und „ Instagram“ übernommen hat. Eine hohe Marktkapitalisierung wirkt dann wie ein schwarzes Loch, was alles was sich in seiner Umgebung bewegt aufsaugt. Dies wird rasch die Wettbewerbshüter auf den Markt rufen und die Marktmacht der Unternehmen empfindlich einschränken, so bereits geschehen bei der Suchmaschine Google.

Die größte offene Flanke dieser Unternehmen ist aber eine sehr kreative Politik um der Besteuerung ihrer Wertschöpfung zu entgehen. Zwar bedienen sich diese Unternehmen einer teilweise von Steuergeldern finanzierten Infrastruktur (Breitbandnetze), verlagern aber die Besteuerung ihrer Wertschöpfung in Länder, wo sie nur geringe Steuern zahlen müssen. Nicht nur der Finanzministerkonferenz in Deutschland reißt da langsam der Geduldsfaden. Die Besteuerung von digitalen Geschäftsmodellen auf Staatenebene wird nur noch eine Frage der Zeit sein. „Triple A“ wird davon in besonderem Maße betroffen sein.

Das könnte Sie auch interessieren

CIO View