Warum das Weihnachtsfest an den Kapitalmärkten nicht fröhlich geworden ist

Die Kolumne auf www.handelsblatt.com - von Klaus Kaldemorgen

Da hatte man gerade die dritte Kerze auf dem Adventskranz angezündet und sich auf die traditionelle Weihnachtsrally an den Aktienmärkten gefreut, schon frischte der Wind neuerlich auf und blies den Anlegern abermals eiskalt ins Gesicht.

Federal Reserve mit erneuter Leitzins-Erhöhung

16.01.2019 / Und auch die dritte größere Kurskorrektur des Jahres erwischte die meisten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß. Für die leidgeprüften Inhaber deutscher Aktien war es da nur ein schwacher Trost, dass die US-Börsen im Dezember mit einem Minus von zehn Prozent weitaus stärker getroffen wurden. Spielverderber war die US-Notenbank, die nicht unerwartet den Leitzins zum vierten Mal in diesem Jahr erhöhte. Nach einer Reihe schwächerer makroökonomischer Kennziffern hat dies die Sorge geschürt, dass die Federal Reserve mit ihrer Geldpolitik die Konjunktur abwürgt und damit einer Rezession den Weg bereitet. Raus aus riskanten Vermögenswerten wie Aktien und rein in sichere Staatsanleihen, lautet also die Devise für die restlichen Tage des Jahres.

Rückblick 2018 - Guter Jahresbeginn mit Allzeit-Hoch

Dabei hatte 2018 so vielversprechend begonnen. Kaum ins Jahr gestartet, erklomm der Dax mit 13.596 Punkten ein neues Allzeit-Hoch. Gute konjunkturelle Aussichten und noch bessere Prognosen für die Gewinne der Unternehmen ließen auch den US-Aktienmarkt binnen weniger Tage um mehr als sieben Prozent steigen. Besonders toll trieben es die dabei die Papiere der digitalen Plattformen. Für die Aktien von Amazon etwa ging es bis Mitte März um fast 40 Prozent nach oben. Doch der breite Markt bekam bereits Anfang Februar die erste kalte Dusche zu spüren. Innerhalb einer Woche verloren der Dax und der S&P 500 etwa zwölf Prozent. Erstmals realisierten die Anleger, dass die boomende Wirtschaft auch eine Schattenseite hat, nämlich steigende Zinsen. So erklomm die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 2,95 Prozent im März einen vorläufigen Höhepunkt. Zum Vergleich: Im Juni 2016 waren es gerade einmal 1,3 Prozent gewesen. Allerdings war der erste Börsen-Schnupfen des Jahres schon nach wenigen Wochen auskuriert. Die Strategie des „Buy the dip“, also die niedrigeren Kurse zum Einstieg zu nutzen, lockte wieder Anleger in den Markt. Eine wirkliche Dynamik kam angesichts des nun aus allen Richtungen zu wehen beginnenden Gegenwinds seitdem aber nicht mehr auf. Italiens neue Regierung schockte die Marktteilnehmer mit dem Plan eines deutlich steigenden Haushaltsdefizits. Für die Kurse italienischer Staatsanleihen mit längerer Laufzeit ging es vor diesem Hintergrund um mehr als 13 Prozent nach unten.

Handelskriege, Jahrhundertsommer und Dieselskandal belasten

Eine Talfahrt an den chinesischen Börsen und den Aktienmärkten etlicher Schwellenländer löste US-Präsident Donald Trump aus, als er Anfang März twitterte: „Trade wars are good and easy to win“ – also „Handelskriege sind gut und leicht zu gewinnen“. Der Dieselskandal belastete vor allem die deutsche Automobilindustrie, mögliche Fahrverbote verunsicherten die Verbraucher. Automobilwerte und die Aktien der Zulieferer wurden vor diesem Hintergrund von den Anlegern wie die Pest gemieden. Auch aufgrund der Wertentwicklung der Automobilhersteller erlitt der Dax 2018 das schlechteste Jahr seit der Finanzkrise 2008. Der Jahrhundertsommer half zwar den Aktien der Bierbrauer, allerdings verursachte er Kollateralschäden bei Unternehmen, die man gemeinhin nicht als Opfer hoher Temperaturen sehen würde. So musste beispielsweise der Chemiekonzern BASF eine Gewinnwarnung aussprechen, da das Unternehmen wegen des Niedrigwassers im Rhein kaum noch Produkte verschiffen konnte. Die Transportkosten stiegen so gewaltig. Ein Umstand, den auch die Deutsche Post zu spüren bekam. Obwohl das Geschäft mit Paketen brummte, stiegen die Kosten schneller als die Umsätze. Der Kurs des Unternehmens verlor 2018 mehr als 40 Prozent und gehörte damit zu den großen Verlierern im Dax.

Zum Trost für alle, die in diesem Jahr mit ihren Anlagen gelitten haben: Hätte man Ihnen, rein virtuell natürlich, vergangene Weihnachten einen Bitcoin unter den Baum gelegt, hätte dieser mittlerweile 72 Prozent an Wert verloren. Lassen Sie sich trotz allem nicht die Weihnachtsfreude verderben.

DWS Concept Kaldemorgen

Gut gemischt – mit jahrzehntelanger Investmenterfahrung
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