10. Jul 2024 Marktausblick

DWS Marktausblick - Juli 2024

„Als Gegengewicht zu US-Tech-Werten setzen wir insbesondere auf europäische Aktien“, sagt Björn Jesch. Langfristig sind es vor allem zwei Punkte, die ihn optimistisch auf die Aktienanlage blicken lassen. Welche das sind, und wo die DWS die Kursziele für unterschiedliche Anlageklassen auf Sicht von zwölf Monaten sieht, lesen Sie im aktuellen Marktausblick der DWS.

Lesezeit

Die Gewinnwachstumsraten sprechen für die Aktienanlage

#1 Markt & Makro

  • Werden US-Aktien trotz der überzogenen Bewertungen weiter steigen? „Das hängt stark   von der Entwicklung der glorreichen Sieben   ab. Momentan gibt es kaum Anzeichen, dass   ihr Siegeszug abrupt enden könnte“, sagt Björn Jesch, Global CIO. Wie zweigeteilt der US-  Markt derzeit ist, habe sich auch wieder im   zweiten Quartal gezeigt. Das Plus beim S&P 500 ging ausschließlich auf das Konto der glorreichen Sieben, die um 16,2 Prozent zulegten. Die restlichen 493 Aktien verloren in Summe sogar etwas an Wert – 0,5 Prozent. Noch sei nicht klar, welche Art von Produktivitätsgewinnen die Künstliche Intelligenz (KI) bringen werde. Fakt sei aber, dass derzeit hunderte von Milliarden Dollar für KI und KI-bezogene Investitionen ausgegeben würden.
  • „Das dürfte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Gewinne in die Höhe treiben. Damit wir auf unser hohes erwartetes einstelliges Renditepotenzial bei Aktien kommen, müssen wir in den USA allerdings weiterhin starke Gewinnsteigerungen im Technologie-Sektor sehen“, sagt Jesch.

  • Eine Erhöhung der Bewertungsmultiplikatoren erwartet er angesichts der hohen Bewertungen und der hohen Gewinnmargen nicht. „Als Gegengewicht zu US-Tech-Werten setzen wir insbesondere auf europäische Aktien“, so Jesch.

  • Langfristig sind es vor allem zwei Punkte, die Jesch optimistisch auf die Aktienanlage blicken lassen. Erstens: Die letzten Quartale hätten gezeigt, dass die Gewinne weltweit wieder steigen, was eine rationale Unterstützung für steigende Aktienmärkte sei. Zweitens: Die Gewinnwachstumsrate des S&P 500 habe die Steigerungsraten des US-Verbraucherpreisindex in den letzten drei Jahrzehnten um fast das Vierfache übertroffen. „Das untermauert die Annahme, dass Aktienportfolios dazu geeignet sind, die Inflation auszugleichen“, so Jesch.
  • Für Anleihen erwartet Jesch, dass sich die derzeit inverse Renditekurve – die Renditen kurzlaufender Anleihen sind höher als die von langlaufenden – im zweiten Halbjahr beginnen könnte zu normalisieren, dank der erwarteten Zinssenkungen. „Wir favorisieren deshalb Staatsanleihen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren“, so Jesch. Positiv gestimmt ist er zudem für Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität.

Björn Jesch

Chief Investment Officer

Themen, die die Kapitalmärkte bewegen

Konjunktur: USA dürften von migrationsbedingtem Bevölkerungswachstum profitieren

  • Das migrationsbedingte Bevölkerungswachstum in den USA dürfte die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr stützen, zusammen mit den erwartet niedrigeren Zinsen.
  • In der Eurozone deutet sich nach einer überraschend positiven Entwicklung im ersten Quartal eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums an.
  • In Asien bleibt Indien der Wachstumschampion, wenn auch die Dynamik etwas abnimmt, da die Fiskalausgaben nach den Wahlen reduziert wurden.

Inflation: Preisanstieg schwächt sich leicht ab

  • Die Politik der US-Notenbank scheint allmählich ihre beabsichtigte Wirkung zu entfalten. Die Nachfrage geht zurück und die Inflation hat sich erneut etwas abgeschwächt, von 2,7 im April auf 2,6 Prozent im Mai.
  • Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Eurozone, in der sich der Preisanstieg ebenfalls leicht abschwächte. Die Inflationsrate lag im Juni bei 2,5 Prozent, nach 2,6 Prozent im Mai.

Notenbanken: Zinssenkungen dürften nur vorsichtig angegangen werden

Die US-Notenbank dürfte auf weitere Fortschritte beim Rückgang der Inflationsraten warten, bevor sie mit Zinssenkungen beginnt. Wir halten einen ersten Zinsschritt im Dezember für möglich.

Die Europäische Zentralbank dürfte das Thema weitere Zinssenkungen vorsichtig angehen, da sich die Inflation im Dienstleistungsbereich als hartnäckig erweist. Die nächste Zinssenkung könnte im September kommen.

Risiken: US-Wahl wohl eher kurzfristig ein möglicher Belastungsfaktor

  • In den USA könnte die bevorstehende Wahl kurzfristig für Volatilität an den Märkten sorgen, wobei die wirtschaftlichen Implikationen mittel- bis längerfristig eher gering ausfallen dürften.
  • Für die Eurozone dürften die Hauptrisiken in einem späteren Aufschwung des privaten Konsums, einer schwächer als erwartet ausfallenden globalen Nachfrage und in den möglichen negativen Auswirkungen des Handelskrieges zwischen den USA und China liegen. Dazu kommen die anhaltenden geopolitischen Risiken.

Die richtige Auswahl von Einzeltiteln ist wichtiger denn je

#2 Aktien

  • „Für den Gesamtmarkt bin ich momentan eher vorsichtig gestimmt. Die Kurse sind weit gelaufen, die Bewertungen sind hoch, insbesondere in den USA. Gerade bei Technologie-Aktien ist auf dem derzeitigen Kursniveau bereits viel Fantasie eingepreist“, sagt Andre Köttner, Global Co-Head Equity.
  • Das sei aber kein Grund für Pessimismus und auch kein Grund, US-Aktien zu meiden. Es komme nur auf die richtige Strategie an. „Die richtige Auswahl von Einzeltiteln (Stock Picking) ist für den Erfolg einer Aktienanlage wichtiger denn je“,  ist Köttner überzeugt. An US-Titeln führe nach wie vor kein Weg vorbei, auch wenn europäische Aktien deutlich günstiger bewertet seien.
  • Die hohe Bewertung in den USA gehe nur auf eine kleine Anzahl von Titeln zurück – vor allem aus dem Technologiebereich. Es gebe nach wie vor viele US-Aktien mit Potenzial, beispielsweise in der Medizintechnik. Die Branche habe in den letzten Jahren darunter gelitten,
  • dass sie die höheren Kosten kurzfristig nicht durch Preiserhöhungen kompensieren konnte. „Allmählich sehen wir jetzt aber diese Preisanpassungen, mit entsprechend positiven Effekten für die Gewinnmargen“, so Köttner. Chancen sieht der Aktienstratege zudem bei ausgewählten Unternehmen aus dem Bereich der Basiskonsumgüter. Gerade in unsichereren Zeiten wie diesen könnten Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, starken Marken und einer guten Preissetzungsmacht interessant sein. Tech-Titel sind für den studierten Physiker Köttner deshalb längst nicht alles. Köttner verfolgt bei der Anlage eine sogenannte Barbell-Strategie (deutsch: Hantel). „Einerseits brauche ich Werte, um in stark steigenden Märkten mithalten zu können und andererseits Titel für ruppige Märkte mit möglichst planbarem Wachstum und einer moderaten Bewertung. In den USA landet Köttner bei der Aktienanlage auch deshalb immer wieder, weil das Spektrum und die Anzahl der Geschäftsmodelle, die an der Börse notiert sind, so beeindruckend groß sei.
  • Gelistete Gefängnisse oder Bestattungsunternehmen – was für europäische oder asiatische Anleger vielleicht etwas seltsam anmute, sei in den USA ganz normal. Neben den USA ist Europa für Köttner die zweitwichtigste Anlageregion mit vielen interessanten Unternehmen. Zwar gebe es diverse blinde Flecken, beispielsweise in den Bereichen Technologie oder Biotechnologie, was zu einem erheblichen Teil an der deutlich stärkeren Regulierung in Europa liegt. Es gebe aber diverse andere Branchen, in denen europäische Unternehmen eine sehr gute Rolle spielten – Basiskonsumgüter, Luxusgüter, Gesundheitswesen, Maschinenbau, Ingenieurswesen oder Industrie.
  • Dort gebe es eine Vielzahl von äußerst konkurrenzfähigen, rentablen Unternehmen. Deutlich skeptischer fällt sein Urteil zu chinesischen Aktien aus.
  • Dort gebe es zwar Geschäftsmodelle, die es verdient hätten, fünf bis zehnmal so hoch bewertet zu sein. Der Bewertungsabschlag sei aber nachvollziehbar. Staatliche Eingriffe hätten schon in der Vergangenheit immer wieder für unliebsame Überraschungen gesorgt. Das werde von Kapitalanlegern nicht gern gesehen.

Andre Köttner

Fondsmanager DWS ESG Akkumula

US-Aktien mit Abstand am höchsten bewertet

Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnerwartungen für die nächsten zwölf Monate

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Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: 28. Juni 2024

Aktien USA

Sehr hohe Bewertungen dürften das Aufwärtspotenzial begrenzen

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  • Die KI-Begeisterung sowie sinkende Inflationszahlen und schwindende Rezessionsängste haben die Bewertungsniveaus von US-Aktien gegenüber Anleihen auf ein Niveau getrieben, das zuletzt Ende der 90er Jahre erreicht wurde. Das Kurspotenzial dürfte begrenzt sein.
  • Kursziel für den S&P 500 per Juni 2025: 5.600 Punkte

 

Aktien Deutschland

Wirtschaft dürfte sich fangen, Kurse noch Potenzial haben

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  • Die deutsche Wirtschaft scheint sich langsam zu erholen. Wir erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2025 um 1,2 Prozent steigen könnte, nach 0,4 Prozent im laufenden Jahr.
  • Deutsche Aktien sind nach wie vor günstig bewertet und haben unserer Ansicht nach noch Kurspotenzial.
  • Kursziel für den Dax per Juni 2025: 19.600 Punkte.

 

Aktien Europa

Positivtrend spiegelt sich noch nicht in Bewertungen wider

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  • Die Unternehmensgewinne dürften in Europa in den nächsten zwölf Monaten um etwa sechs Prozent wachsen und damit stärker als in den USA ohne die glorreichen Sieben. Wir gehen davon aus, dass die rekordhohen Bewertungsabschläge von europäischen Aktien gegenüber US-Titeln sich etwas einengen könnten.
  • Kursziel für den Stoxx 600 per Juni  2025: 530 Punkte.

 

Aktien Schwellenländer:

Verhaltene Aussichten – Unsicherheit in China belastet

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  • Für chinesische Aktien bleiben wir weiterhin vorsichtig gestimmt. Technologieunternehmen haben zuletzt zwar gute Gewinne gemeldet, die Situation am Immobilienmarkt bleibt aber fragil.
  • Indien wiederum erlebt einen allmählichen Aufschwung, der von inländischen Käufern getragen wird.
  • Kursziel für den MSCI Emerging Markets per Juni 2025: 1.110 Punkte.

Nachhaltige Unternehmensanleihen im Aufwind

#3 Anleihen

  • Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität (Investment Grade) gehören auf Sicht von zwölf Monaten zu den interessantesten Zinsanlagen, so die Einschätzung der DWS-Zinsexperten. „Immer beliebter werden bei Anlegern nachhaltige Unternehmensanleihen, insbesondere sogenannte Green Bonds. 2019 noch eine Nischenanlage mit einem Marktanteil von zwei Prozent am Gesamtmarkt für Unternehmensanleihen, liegt ihr Anteil heute bereits bei elf Prozent, sagt Fondsmanager Bernhard Birkhäuser.
  • „Green Bonds eignen sich wie klassische Unternehmensanleihen zur Risikodiversifizierung eines Portfolios. Die Renditeerwartungen unterschieden sich kaum von denen klassischer Unternehmens-anleihen“, so Birkhäuser. Die Wertentwicklung hänge weniger mit dem Status als Green Bond zusammen, sondern eher mit der Sektor-Zusammenstellung. Positiv auswirken könne sich derzeit die im Vergleich zum Gesamtmarkt höhere Gewichtung von Bankanleihen in Green-Bonds-Portfolios. Mit einer schlechteren Entwicklung eines nachhaltigen Anleiheportfolios müsse man beispielsweise bei einer Ölpreis-Rallye rechnen, da der Sektor ja keine Green Bonds emittiere. Auch auf der Risikoseite seien Green Bonds mit klassischen Unternehmensanleihen vergleichbar. „Es gibt hier keine grundsätzlichen Unterschiede“, sagt Birkhäuser. Die Anleihe-bedingungen und die Stellung der Kreditgeber seien weitgehend identisch. Abweichungen ergäben sich beispielsweise durch unterschiedliche Laufzeiten, die bei Green Bonds tendenziell etwas kürzer seien. In der Vergangenheit konnten Green Bonds aber schon das eine oder andere Mal dank höherer Nachfrage mit einer höheren Liquidität punkten, was für potenzielle Verkäufer vorteilhaft sei.
  • „Birkhäuser: „Es gibt einige Investoren, die bei gleicher Bewertung Green Bonds aus regulatorischen Gründen bevorzugen.“

Bernhard Birkhäuser

Senior Portfolio Manager Fixed Income

Green Bonds: Viel Finanzen, kein Öl und Gas

Sektorenaufteilung bei klassischen und nachhaltigen Unternehmensanleihen

Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: Juli 2024


Staatsanleihen USA (10 Jahre)

Steilere Zinskurve erwartet

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  • Die kurzfristigen Zinsen dürften auf Sicht von zwölf Monaten unter das Niveau von Langläufern sinken, wenn die Fed die Leitzinsen senkt.
  • Unsere Prognose für 10-jährige US-Staatsanleihen per Juni 2025: 4,25 Prozent

 

Staatsanleihen Deutschland (10 Jahre)

Renditen dürften sich auf derzeitigem Niveau einpegeln

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  • Die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen haben zuletzt wieder etwas angezogen.
  • Wir erwarten per Juni 2025 Renditen in Höhe von 2,60 Prozent, also in etwa auf dem jetzigen Niveau.

 

Staatsanleihen Schwellenländer

Deutlich höhere Renditen als in Industrienationen erwartet

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  • Staatsanleihen aus Schwellenländern können auf Sicht von zwölf Monaten voraussichtlich mit den höchsten Renditechancen punkten.
  • Wir erwarten, dass das erhöhte Risiko im Vergleich zu Anleihen aus Industrienationen mit Gesamtrenditen von gut neun Prozent belohnt werden könnte.

 

Unternehmensanleihen

Investment Grade

USA
Eurozone
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High Yield

USA
Eurozone
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Weiterhin starker Dollar erwartet

#4 Währungen

Euro/Dollar

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  • Der Dollar dürfte gegenüber dem Euro stark bleiben. Dafür sprechen vor allem das stärkere US-Wachstum, die bestehende Renditedifferenz und die hohe Staatsverschuldung in den USA, die die Renditen von US-Staatsanleihen hochhalten und damit den Dollar stärken könnte.
  • Unsere Prognose für den Euro-Dollar-Wechselkurs per Juni 2025: 1,08.

Preis könnte noch etwas weiter steigen

#5 Alternative Anlagen

Gold

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  • Der Goldpreis hat sich zuletzt erholt und nähert sich wieder seinem Allzeithoch – trotz hoher Zinsen, eines starken Dollars und einer restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank.
  • Die geopolitischen Spannungen und steigende Defizite könnten den Goldpreis weiterhin stützen.
    Unsere Prognose per Juni 2025: 2.600 Dollar pro Feinunze.

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    Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, welche sich als falsch herausstellen können. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Quelle: DWS Investment GmbH, Stand: 8.07.2024

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