Raider hieß eines Tages Twix, aus Twitter wurde X und aus Google irgendwann Alphabet: Und der deutsche Aktienindex, der als wichtigstes Börsenbarometer in Deutschland die Wertentwicklung der 40 größten und umsatzstärksten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes abbildet? Heißt auch mehr als 30 Jahre nach seinem Start immer noch DAX.
Aber trifft es der Name angesichts der zunehmenden Internationalisierung der Unternehmen überhaupt noch und ist der DAX noch immer der viel zitierte Spiegel der deutschen Wirtschaft? Diese Frage stellt sich umso mehr in Zeiten, in denen der DAX trotz Konjunkturflaute immer neue Höchststände erreicht – wie zuletzt der Fall. Drei Gründe, warum der Deutsche Aktienindex DAX rein theoretisch auch als WAX – und damit als Weltaktienindex – durchgehen könnte und was das für Anleger bedeutet.
Grund Nummer eins hat mit den weltweiten Absatzmärkten zu tun. Der Blick auf die regionale Verteilung der Umsätze zeigt, wie international das Geschäft der DAX-Unternehmen mittlerweile ist. Ihre Konzernzentralen befinden sich zwar weiterhin in Deutschland, was sie auch müssen, wenn die Unternehmen im deutschen Leitindex vertreten sein wollen. Aber damit hat es sich dann auch schon fast: 2022 erwirtschafteten die DAX-Mitglieder mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze außerhalb ihres Heimatmarktes. 22 Prozent davon beispielsweise in den USA, und damit mehr als in Deutschland.[1] Weitere 15 Prozent der Umsätze resultieren aus dem Handel mit China, 24 Prozent aus Geschäften innerhalb der Eurozone, Deutschland nicht miteingerechnet.[1]
Großteil der Umsätze erwirtschaften deutsche Unternehmen im Ausland
Umsatzverteilung der DAX-Unternehmen der letzten 12 Monate nach Regionen
* DAX: Aktienindex, der die Wertentwicklung der 40 nach Marktkapitalisierung größten und umsatzstärksten deutschen Aktien im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse abbildet.
1 ohne Deutschland; Quelle: DWS International GmbH, Factset; Stand: Ende Dezember 2023
Grund Nummer zwei sind die Produktionsstandorte. Auch hier zieht es viele DAX-Unternehmen hinaus in die Welt, wo niedrigere Energiekosten und teils wirtschaftsfreundlichere Bedingungen locken. So befand sich 2023 nur noch ein Drittel der Vermögenswerte der DAX-Unternehmen in Deutschland, wozu etwa Fabriken, Büros und Maschinen gezählt werden.[2]
Und Grund Nummer drei? Auch mit Blick auf die Herkunft der Anteilseigner wird der globale Anstrich des DAX immer deutlicher. 2022 lag im Durchschnitt mehr als jede zweite Aktie der DAX-Unternehmen in einem ausländischen Depot.[3] Dabei befanden sich rund 22,3 Prozent der Aktien der DAX-Konzerne in der Hand von Investoren aus dem europäischen Ausland. Aber auch Aktionäre aus den USA beziehungsweise Nordamerika zeigen seit Jahren steigendes Interesse: Sie hielten durchschnittlich 21,8 Prozent und damit mehr als jede fünfte Aktie eines DAX-Konzerns.[3]
Aber den DAX angesichts dieser Fakten gleich in WAX umbenennen? Das könnte möglicherweise für Verwirrung sorgen. Zwar kennen laut einer Umfrage mehr als 90 Prozent der Deutschen den Index.[4] Allerdings ist hierzulande nur gut jeder Sechste Aktiensparer. Es gibt also noch viel Luft nach oben.[5]
Ob nun DAX oder WAX: Anleger sind mit einem Investment in deutsche Aktien nicht nur von der aktuell zähen Konjunktur hierzulande abhängig, sondern können insbesondere vom konjunkturellen Wachstum außerhalb Deutschlands profitieren – und das innerhalb eines als verlässlich geltenden hiesigen Rechtsrahmens und vergleichsweise konservativ agierenden deutschen Unternehmen. Abgesehen von den üblichen Risiken regional stark fokussierter Investments, kann die zunehmende globale Ausrichtung des DAX daher Chancen bieten.
Fun Fact: Wie aus dem Dax beinahe ein „Kuss-Index“ geworden wäre
Um ein Haar wäre der DAX bei seinem Start im Jahr 1988 auf den Namen KISS getauft worden – passend zum Kursinformationssystem der Deutschen Börse. Dass daraus nichts geworden ist, lag jedoch nicht etwa daran, dass die gleichnamige britische Rockband Urheberechte angemeldet hatte. Es war die britische Tageszeitung „Financial Times“, die sich darüber amüsiert hatte, dass die Deutschen ihren neuen Aktienindex „Kuss-Index“ nennen wollen und der Idee somit den Garaus machte. Nicht weniger amüsant ist, dass die Idee für den Namen DAX der Legende nach beim Gassigehen entstand: So soll der der damalige stellvertretende Vorsitzende der Frankfurter Börse den Namen kreiert haben, als er mit seinem Hund unterwegs war.
Risiken
- Markt-, branchen- und unternehmensbedingte Kursschwankungen
- Eingeschränkte Diversifikation durch Konzentration auf ein Land, mit dem erhöhten Risiko, dass das Aktien-Investment durch die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen in den jeweiligen Regionen negativ beeinflusst wird
Nachgefragt - Ist Deutschland besser als sein Ruf?
Der DAX hat 2024 schon mehrfach neue Rekorde aufgestellt, obwohl die Stimmung in der deutschen Wirtschaft aktuell nicht gerade die beste ist. Warum der deutsche Aktienmarkt trotzdem noch eine gute Wahl für Anleger sein könnte.